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Politbarometer
Oktober I 2006

ZDF-Pressemitteilung - KW 41

(Mainz, 13.10.2006) Der Streit in der Union im Zusammenhang mit der Gesundheitsreform und das vergleichsweise geschlossen wirkende Auftreten der SPD bestimmt weiter das politische Klima in Deutschland: Die CDU/CSU stagniert in der politischen Stimmung bei 35%, während sich die SPD ein weiteres Mal auf jetzt 33% (plus 1) verbessert. Die FDP hingegen fällt wieder auf 10% zurück (minus 3), die Grünen legen auf 11% (plus 1) zu und die Linke.PDS kommt jetzt auf 7% (plus1).
Wenn schon am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, würden längerfristige Überzeugungen und Bindungen an die Parteien eine etwas größere Rolle spielen. Dies berücksichtigt die Politbarometer-Projektion: Die CDU/CSU käme danach auf 33% (unverändert). Die SPD erreichte 32% (plus 1), die FDP erhielte nur noch 11% (minus 2), die Grünen kämen auf 10% (plus 1), die Linke.PDS auf 8% (plus 1), und die sonstigen Parteien auf 6% (minus 1).
Dass die CDU in wichtigen politischen Fragen voll hinter Angela Merkel steht, meinen inzwischen nur noch 24% (Aug.: 30%), 69% (Aug.: 65%) glauben das nicht. Bei der SPD wird hingegen eine zunehmende Geschlossenheit wahrgenommen: So sind 54% (Aug.: 44%) der Meinung, dass die SPD in wichtigen politischen Fragen voll hinter Kurt Beck steht und nur 31% (Aug.: 41%) bezweifeln das. Auch das Verhältnis der Vorsitzenden der Koalitionsparteien wird sehr unterschiedlich wahrgenommen: Nur 24% sehen ein gutes Verhältnis zwischen Edmund Stoiber und Angela Merkel, 67% halten es für schlecht (weiß nicht: 9%). Das Verhältnis zwischen Angela Merkel und Kurt Beck hingegen wird von 43% als gut charakterisiert und nur von 38% als schlecht (weiß nicht: 19%).
Ganz allgemein meinen 72%, dass die Politik heute nicht in der Lage sei, die wichtigsten Probleme in Deutschland zu lösen und nur 27% haben diese Hoffnung. Besonders niedrig erscheint dabei die Lösungskompetenz im Bereich der Gesundheitspolitik. Hier glauben inzwischen nur noch 10%, dass die geplante Reform die Probleme im Gesundheitswesen für längere Zeit lösen wird (glauben nicht: 88%). Allerdings erwarten die meisten, dass mit dem jüngsten Kompromiss noch nicht das letzte Wort gesprochen ist: Nur 38% glauben, dass die Reform so als Gesetz verabschiedet wird, 57% erwarten noch grundlegende Änderungen.
Weiterhin gibt es eine große Reserviertheit gegenüber den Hartz IV-Reglungen, die von 73% bisher als nicht erfolgreich beurteilt werden (erfolgreich: 19%). Zudem vermuten 67% der Befragten einen großen Missbrauch im Bereich von Sozialleistungen (kein so großer Missbrauch: 29%). Bei einer weiteren Überarbeitung der Hartz IV-Regelungen halten es 71% für richtig, dass das Arbeitslosengeld gekürzt wird, wenn jemand eine angebotene Arbeit nicht annimmt (nicht kürzen: 22%; weiß nicht: 7%). Gleichzeitig halten es aber auch 80% für richtig, wenn es in Zukunft für soziale Härtefälle eine größere Unterstützung gäbe (keine: 15%; weiß nicht: 5%).
Dass die Kernkraftwerke in Deutschland über das Jahr 2021 hinaus weiter genutzt werden sollen, meinen 45% der Befragten, 50% wollen an dem geplanten Ausstieg aus der Kernenergie festhalten. Bei dieser Frage unterscheiden sich die verschiedenen Parteinanhänger sehr stark: Eine Verlängerung der Nutzungsdauer wird von den Anhängern der Union sehr deutlich unterstützt (67%; 28% dagegen), während die Anhänger der Grünen dies ganz klar ablehnen (11% dafür; 89% dagegen). SPD-Anhänger sind überwiegend dagegen (63%; 34% dafür), ebenso die Linke.PDS (55%; 41% dafür), FDP-Anhänger überwiegend dafür (57%; 39% dagegen).
Die Liste der Top Ten wird weiterhin angeführt von Frank-Walter Steinmeier. Er erhält jetzt einen unveränderten Durchschnittswert von 1,7. Ebenfalls unverändert wird Christian Wulff mit 1,3 beurteilt, der auf Platz zwei vorgerückt ist. Auf Platz drei und als einzige mit leichten Verbesserungen folgt Angela Merkel mit 1,1 (Sept. II: 1,0). Ebenfalls mit 1,1, aber deutlich verschlechtert (Sept. II: 1,4) kommt Kurt Beck jetzt nur noch auf Platz vier. Danach folgt Wolfgang Schäuble mit 1,0 (Sept. II: 1,1), Peer Steinbrück mit 0,9 (Sept. II: 1,0), Franz Müntefering mit 0,4 (Sept. II: 0,6) und Guido Westerwelle mit 0,2 (Sept. II: 0,3). Am Schluss liegen mit nur noch minus 1,0 (Sept. II: minus 0,8) Edmund Stoiber und Ulla Schmidt mit minus 1,0 (Sept. II: minus 0,9).
Die Umfragen zum Politbarometer wurden wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 10. bis 12. Okt. 2006 bei 1.300 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch durchgeführt. Die Befragung ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in ganz Deutschland. Die Fehlertoleranz bei den großen Parteien beträgt 2,7 Prozentpunkte, bei den kleineren 1,4 Prozentpunkte.

Seite zuletzt geändert am 08.10.2012 um 11:05 Uhr

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