Wahlanalyse Bremen 2023
SPD jetzt wieder stärkste Partei in Bremen
Bei einer stark kommunal geprägten Bürgerschaftswahl punktet die SPD mit Parteiansehen, guter Senatsarbeit und allem voran mit ihrem überlegenen Spitzenkandidaten Andreas Bovenschulte. Bei einem erheblichen Leistungsgefälle im rot-grün-roten Senat profitiert die SPD außerdem von indisponierten Grünen, die BIW profitiert maßgeblich vom AfD-Ausschluss.
Dass die SPD bei dieser Wahl zulegen kann, liegt zunächst an einer beachtlichen Imagekorrektur vor Ort. Beim Ansehen der Parteien in Bremen rangiert die SPD (+5/-5-Skala: 1,6; 2019: 0,7) jetzt wieder klar vor der CDU (0,7; 2019: 0,5). Die Bremer Grünen, beim Ansehen vor vier Jahren noch vor der CDU, erleben den stärksten Imageverlust einer grünen Landespartei seit über zwei Jahrzehnten (minus 0,6; 2019: 0,8) – flankiert von einem Reputationseinbruch der Grünen im Bund.
Hinzu kommen bei den Grünen eine schlecht bewertete Arbeit im rot-grün-roten Senat und eine Spitzenkandidatin mit Negativimage: Maike Schaefer stürzt auf der +5/-5-Skala ab auf minus 1,1 (2019: 1,1). CDU-Spitzenkandidat Frank Imhoff erreicht positive 1,1, liegt aber weit hinter dem SPD-Amtsinhaber. Andreas Bovenschulte, dem 76 Prozent gute Arbeit bescheinigen, schafft es mit 2,6 in die Ministerpräsidenten-Spitzenklasse. Letztendlich wünschen sich im kleinräumigen Bremen, wo das politische Top-Personal traditionell viel Gewicht besitzt, 60 Prozent Bovenschulte auch zukünftig als Regierungschef im Stadtstaat. 23 Prozent sind in diesem direkten Duell für CDU-Herausforderer Imhoff.
Nachdem die CDU bei Parteiansehen und Spitzenkandidat nur bedingt überzeugt, punktet sie mit Sachkompetenz. Beim Top-Thema Bildung und Schule wird der CDU am meisten zugetraut; der rot-grün-rote Senat hat indes für 84 Prozent „viel zu wenig für Bildung und Schule getan“. Beim Klimaschutz setzen zwar die meisten Befragten auf die Grünen. Allerdings ist das Thema bei dieser Wahl weniger relevant, zumal auch 55 Prozent meinen, dass es die Grünen „bei den Klimaschutz-Maßnahmen übertreiben“.
Ähnlich wie sonst die AfD wird die BIW von Bürger/innen gewählt, die neben der Landes- auch die Bundesregierung schlecht bewerten, die häufig Angst vor ökonomischem Abstieg haben und sich durch Kriminalität bedroht fühlen. Für 66 Prozent der Bremer/innen liegt der große BIW-Erfolg jedoch „nur am AfD-Ausschluss“.
Die SPD erzielt ihr bestes Ergebnis bei den ab 60-Jährigen (37 Prozent, plus vier), kann aber auch bei allen unter 60-Jährigen zulegen. Die CDU hat in der beteiligungsstarken Generation 60plus deutliche Einbußen (31 Prozent; minus vier). Bei den unter 30-Jährigen bleibt die CDU sehr schwach (15 Prozent) und rangiert hier weiter hinter SPD, Grünen und Linke (23, 19 bzw. 17 Prozent).
Was den nächsten Senat betrifft, ist die Zustimmung zu einer großen Koalition stärker als zu Rot-Grün-Rot. Dass sich 54 Prozent der Bremer/innen grundsätzlich einen SPD-geführten Senat wünschen (CDU-geführt: 36 Prozent), liegt vor allem auch an Andreas Bovenschulte – in einem Stadtstaat, in dem die SPD seit 1945 den Regierungschef stellt und in dem Bürgerschaftswahlen immer auch Bürgermeisterwahlen sind.
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Seite zuletzt geändert am 22.05.2023 um 12:45 Uhr