Wahlanalyse Hessen 2023
CDU klar stärkste Partei
Die CDU kann einen großen Teil ihrer starken Verluste von vor fünf Jahren jetzt wieder gut machen. Die Grünen schaffen trotz Verlusten ihr zweitbestes Ergebnis bei einer Landtagswahl in Hessen, hatten sich aber noch vor nicht allzu langer Zeit deutlich mehr erhofft. Die SPD kommt auf ihr schlechtestes Wahlergebnis in Hessen. Sie leidet wie die Grünen auch unter dem negativen Image der Berliner Ampelparteien, was durch die sehr schlechten Popularitätswerte für Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) noch verstärkt wird. Von der Unzufriedenheit mit den Ampelparteien und der nicht wirklich überzeugenden Performance der CDU im Bund kann vor allem die AfD profitieren.
An die gut bewertete Kabinettsarbeit der ersten gemeinsamen Legislaturperiode (2018: 1,2) können CDU und Grüne jetzt nicht anknüpfen: Bei mäßiger Leistungsbilanz (0,6) wird die Regierungsarbeit der CDU (0,9) klar positiver wahrgenommen als die der Grünen (minus 0,4). Doch auch alle Oppositionsparteien finden sich im Negativbereich: SPD (minus 0,4), AfD (minus 2,6), FDP (minus 0,7) und Linke (minus 1,8).
Neben einer mäßigen Bilanz im Ministerpräsidentenvergleich (gute Arbeit: 61 Prozent) erreicht Rhein beim Ansehen auf der +5/-5-Skala für einen Amtsinhaber nur relativ schwache 1,5. Aber auch die anderen Kandidaten können nicht überzeugen: Der hessische Wirtschafts- und Energieminister Tarek Al-Wazir (Grüne) kommt nur noch auf 0,7 (2018: 1,6). Faeser landet weit im Negativbereich mit minus 1,3 - dem schlechtesten SPD-Kandidaten-Image überhaupt bei einer Landtagswahl. So sprechen sich die Hessen bei der Frage nach dem gewünschten Ministerpräsidenten deutlich für den Amtsinhaber aus: Im direkten Vergleich wollen 50 Prozent Rhein und 30 Prozent Al-Wazir, bzw. 61 Prozent Rhein und nur 21 Prozent Faeser.
In den Bereichen „Flüchtlinge/Asyl“ und „Bildung/Schule“ - den wichtigsten Themen in Hessen - wird der CDU die höchste Kompetenz zugeschrieben. Bei „Energiepolitik“ liegen CDU und Grüne fast gleichauf. Selbst bei „Sozialer Gerechtigkeit“ haben sich SPD und CDU angeglichen. Der AfD werden nennenswerte Kompetenzen lediglich bei „Flüchtlinge/Asyl“ zugeschrieben. Ein Thema, das aktuell sowohl im Bund als auch in Hessen weit häufiger gesehen wird als bei der letzten Wahl: Für 53 Prozent kann Hessen die vielen Flüchtlinge nicht verkraften (2018: 27 Prozent).
Die CDU ist in der relativ beteiligungsstarken Gruppe der Wähler/innen ab 60 Jahren besonders erfolgreich und fast doppelt so stark wie bei den unter 30-Jährigen. Die SPD liegt ausschließlich bei den ab 60-Jährigen über dem Schnitt. Umgekehrt liegen Grüne und AfD hier unter dem Schnitt. Bei den unter 30-Jährigen fallen die Grünen hinter CDU und AfD zurück. Deutlich sind außerdem starke Bildungseffekte: Die Grünen haben wie gewohnt mehr Zuspruch mit Ansteigen des formalen Bildungsniveaus der Wähler/innen, bei der AfD ist dies gerade umgekehrt.
Bei einer Wahl mit relativ großem bundespolitischem Einfluss fehlt es an überzeugenden Alternativen, was die Regierungsbildung angeht, auch wenn eine schwarz-grüne Neuauflage weniger häufig abgelehnt wird als sämtliche anderen denkbaren Koalitionen.
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Seite zuletzt geändert am 12.10.2023 um 15:31 Uhr