Politbarometer Juni I 2025
Rund drei Viertel: Schlechte Beziehungen zwischen Deutschland und USA – Steuererleichterungen: Zweifel an positivem Effekt für Wirtschaft
Gestern traf Friedrich Merz zum ersten Mal US-Präsident Trump. Nur 27 Prozent der Befragten rechnen damit, dass europäische Staats- und Regierungschefs in solchen Gesprächen mit Trump viel erreichen können. 70 Prozent zweifeln an den Einflussmöglichkeiten europäischer Spitzenpolitiker. Generell sind 74 Prozent der Ansicht, man müsse Trump und seiner Politik eher mit Härte entgegentreten, 13 Prozent plädieren dafür, eher auf seine Forderungen einzugehen.
Am Mittwoch traten in den USA deutlich erhöhte Zölle für Stahl- und Aluminiumimporte in Kraft und auch für weitere europäische Produkte hat Donald Trump Zollerhöhungen angekündigt. Knapp ein Drittel (31 Prozent) der Befragten ist der Meinung, dass die Europäische Union darauf mit hohen Gegenzöllen reagieren soll. 63 Prozent sind dafür, auf Verhandlungen zu setzen.
Die Bundesregierung plant deutliche Steuererleichterungen für Unternehmen. Dass dies zur Ankurbelung der Wirtschaft sehr viel oder viel beiträgt, glauben 35 Prozent der Befragten. 51 Prozent erwarten davon geringe und 9 Prozent gar keine positiven Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft. In den Parteianhängergruppen sind es ausschließlich die Anhänger/innen von CDU/CSU und FDP, die sich mehrheitlich optimistisch äußern, die SPD-Anhängerschaft ist hier gespalten.
Wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, würde sich die CDU/CSU leicht auf 27 Prozent (plus 1) verbessern, die AfD bliebe bei 23 Prozent (unverändert). Die SPD stünde etwas verschlechtert bei 15 Prozent (minus 1), die Grünen kämen erneut auf 12 Prozent (unverändert). Die Linke würde auf 11 Prozent (plus 1) zulegen, das BSW könnte nach wie vor mit 3 Prozent (unverändert) rechnen, die FDP würde ebenfalls 3 Prozent (minus 1) erreichen. Die anderen Parteien erhielten zusammen 6 Prozent (unverändert), darunter keine Partei, die mindestens drei Prozent erzielen würde. Mit diesem Ergebnis hätte ein schwarz-rotes Bündnis weiterhin keine Mehrheit im Bundestag.
Bei der Beurteilung von Politikerinnen und Politikern nach Sympathie und Leistung („Was halten Sie von?“) steht Verteidigungsminister Boris Pistorius nach wie vor mit Abstand auf dem ersten Rang. Er wird auf der Skala von +5 bis -5 mit einem Durchschnittswert von 2,3 (hier und im Folgenden Vergleichswert aus Mai II: 2,2) eingestuft. Auf Platz zwei findet sich Lars Klingbeil mit 0,8 (0,7), gefolgt von den beiden Neueinsteigern Johann Wadephul mit 0,7 und Katherina Reiche mit 0,0. Danach kommen Friedrich Merz mit ebenfalls 0,0 (minus 0,1), Markus Söder, der sich deutlich auf 0,0 (minus 0,3) verbessert, Robert Habeck mit minus 0,1 (minus 0,1), Alexander Dobrindt als dritter Neuling mit minus 0,2 und Sahra Wagenknecht mit minus 1,7 (minus 1,8). Schlusslicht bleibt Alice Weidel mit minus 2,5 (minus 2,5).
Für eine stärkere militärische Unterstützung der Ukraine durch die europäischen Staaten sprechen sich 40 Prozent der Befragten aus, für 30 Prozent soll das so bleiben wie bisher und 26 Prozent wollen, dass die Ukraine weniger Militärhilfe erhält. Bei der Frage, ob Deutschland der Ukraine mehr moderne Waffen liefern soll, darunter auch solche mit größerer Reichweite, überwiegt die Ablehnung: 53 Prozent sprechen sich gegen solche Waffenlieferungen aus, 40 Prozent befürworten das.
Aufgrund des Vorgehens der israelischen Armee und der vielen zivilen Opfer im Gazastreifen sind mehr als drei Viertel (77 Prozent) der Befragten der Meinung, dass man die Waffenlieferungen an Israel vorläufig aussetzen sollte (weiter liefern: 15 Prozent). Zudem fordern 63 Prozent, dass Deutschland mehr politischen Druck auf Israel ausüben soll, um den Krieg in Gaza zu beenden (nein: 29 Prozent).
In Anbetracht der weltweiten Krisen hat die EU nach Ansicht der Deutschen eine bedeutende Rolle: 87 Prozent der Befragten nehmen die EU als sehr wichtig oder wichtig für unsere Verteidigung und Sicherheit wahr, nur 10 Prozent halten sie diesbezüglich für weniger oder gar nicht wichtig. Darüber hinaus sehen 57 Prozent, ein Politbarometer-Rekordwert, in der EU-Mitgliedschaft eher Vorteile für die Bevölkerung in Deutschland (Nachteile: 12 Prozent; Vor- und Nachteile: 28 Prozent).
In Polen hat am Sonntag der rechtskonservative Kandidat die Präsidentschaftswahl gewonnen. Auch in anderen Ländern der EU gibt es starke europakritische, populistische und rechte Parteien. Dies stellt für eine klare Mehrheit von 77 Prozent der Befragten ein großes Problem für die Zukunft der EU dar, 20 Prozent bewerten das als nicht so großes oder gar kein Problem.
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Die Standardfragen (PDF, 106 KB)
Seite zuletzt geändert am 06.06.2025 um 08:32 Uhr