Zum Inhalt / Navigation überspringen

Politbarometer September I 2021

Projektion: SPD erstmals seit 19 Jahren vor Union – Corona: Mehrheit für 2G-Modell wie in Hamburg

(Mainz, 03.09.2021) Die SPD kann zum dritten Mal in Folge deutlich zulegen und überholt die Union. Wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, bliebe die CDU/CSU bei 22 Prozent, ihrem bisher niedrigsten Wert überhaupt. Die SPD käme auf 25 Prozent (plus 3) und wäre damit in der Projektion erstmals seit September 2002 stärkste Kraft. Die AfD könnte mit 11 Prozent (unverändert) rechnen, die FDP ebenfalls mit 11 Prozent (plus 1) und die Linke mit 7 Prozent (plus 1). Die Grünen würden sich dagegen mit 17 Prozent (minus 3) deutlich verschlechtern. Die anderen Parteien zusammen lägen bei 7 Prozent (minus 2), darunter keine Partei, die mindestens drei Prozent erreichen würde.
Damit gäbe es eine ganz knappe Mehrheit für eine große Koalition, reichen würde es auch für eine Ampel aus SPD, Grünen und FDP, für ein Bündnis aus CDU/CSU, Grünen und FDP sowie für Rot-Grün-Rot.
K-Frage: Scholz baut Vorsprung aus
Sowohl bei der Frage nach der Eignung als Kanzler oder Kanzlerin als auch nach der Präferenz für eine/n der drei Kandidaten setzt sich der positive Trend für Olaf Scholz fort. Nach 65 Prozent vor einer Woche trauen jetzt 70 Prozent Olaf Scholz das Amt zu (nicht geeignet: 25 Prozent). Für 25 Prozent (Aug. II: 25 Prozent) kann Armin Laschet Kanzler (nicht geeignet: 70 Prozent) und 23 Prozent (22 Prozent) halten Annalena Baerbock als geeignet dafür (nicht geeignet: 71 Prozent). Der Rest zu 100 Prozent hier und im Folgenden ist jeweils „weiß nicht“.
Auch bei der K-Frage legt der SPD-Kandidat erneut zu: Am liebsten wäre 53 Prozent (plus 4) Olaf Scholz als Kanzler. Armin Laschet wünschen sich 18 Prozent (plus 1) und Annalena Baerbock 14 Prozent (minus zwei). Während die SPD-Anhänger nahezu geschlossen hinter Scholz stehen (92 Prozent), fällt die Unterstützung der CDU/CSU-Anhänger für Laschet (53 Prozent) und der Grünen-Anhänger für Baerbock (66 Prozent) verhaltener aus.
Top Ten: Wenig Bewegung
Bei der Beurteilung nach Sympathie und Leistung („Was halten Sie von?“) liegt Angela Merkel weiterhin auf Platz eins mit einem Durchschnittswert von 2,2 (Aug. II: 2,3) auf der Skala von +5 bis -5. Es folgen mit deutlichem Abstand Olaf Scholz mit 1,7 (1,5), Markus Söder mit 1,3 (1,2) und Robert Habeck mit 1,0 (1,0). Danach Christian Lindner mit 0,0 (0,0), Horst Seehofer mit 0,0 (minus 0,1), Jens Spahn mit 0,0 (0,2) und Heiko Maas mit minus 0,1 (minus 0,2). Auf den beiden letzten Plätzen liegen Annalena Baerbock mit minus 0,5 (minus 0,5) und Armin Laschet mit minus 0,8 (minus 0,8).
SPD und Rot-Grün-Rot
Fast zwei Drittel der Befragten (63 Prozent) und Mehrheiten in allen Parteianhängergruppen gehen davon aus, dass die SPD – bei entsprechenden Mehrheitsverhältnissen - nach der Bundestagswahl versuchen würde, eine Regierung mit Grünen und Linke zu bilden. 30 Prozent bezweifeln das. Wenn es zu einer solchen Koalition käme, fänden das 25 Prozent gut, 57 Prozent schlecht und 14 Prozent wäre es egal. Von den SPD-Anhängern sprechen sich 50 Prozent gegen Rot-Grün-Rot aus (gut: 33 Prozent; egal: 14 Prozent). Dass die SPD vor der Wahl eine Regierung mit Beteiligung der Linken ausschließen soll, meinen aber nur 36 Prozent. 57 Prozent sind der Ansicht, die SPD soll sich in dieser Frage nicht festlegen, darunter 63 Prozent der SPD-Anhänger.
Wichtige Themen für die Wahlentscheidung: Soziale Gerechtigkeit vorn
Als sehr wichtig für die eigene Wahlentscheidung bezeichnen 51 Prozent das Thema soziale Gerechtigkeit, 39 Prozent den Klimaschutz, 23 Prozent die Corona-Pandemie und 21 Prozent das Thema Flüchtlinge und Asyl. Die Kompetenzen der Parteien bei diesen vier vorgegebenen Themen sind ungleich verteilt: Am besten für soziale Gerechtigkeit kann für 43 Prozent die SPD sorgen und 12 Prozent nennen die CDU/CSU. Beim Klimaschutz liegen die Grünen (41 Prozent) klar vorne, 15 Prozent setzen hier auf die Union und 12 Prozent auf die SPD. Die meiste Kompetenz in Sachen Corona hat für 36 Prozent die Union und für 12 Prozent die SPD. Beim Thema Flüchtlinge und Asyl macht für 29 Prozent am ehesten die CDU/CSU eine Politik in ihrem Sinn, für 15 Prozent die SPD und für 10 Prozent die AfD. Alle anderen Parteien kommen bei diesen Themen jeweils nur auf einstellige Kompetenzwerte.
Weiter große Akzeptanz der Corona Maßnahmen
Die aktuell geltenden Corona-Maßnahmen halten 57 Prozent für gerade richtig. 21 Prozent wollen, dass die Maßnahmen härter ausfallen und 19 Prozent finden die Vorgaben übertrieben.
In Hamburg können Restaurants und private Veranstalter seit kurzem selbst entscheiden, ob sie nur noch Geimpfte und Genesene einlassen. Wenn diese sogenannte 2G-Regel überall in Deutschland gelten würde, fänden das 56 Prozent der Befragten gut und 41 Prozent schlecht. Zustimmend äußern sich 68 Prozent der Unions-, 64 Prozent der SPD- und 63 Prozent der Grünen-Anhänger sowie gut die Hälfte der FDP- (52 Prozent) und der Linke-Anhänger (52 Prozent). Die AfD-Anhänger lehnen das mehrheitlich ab (68 Prozent).

Infromationen zur Umfrage

Die Umfrage zum Politbarometer wurde wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 31. August bis 2. September 2021 bei 1.301 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Dabei wurden sowohl Festnetz- als auch Mobilfunknummern berücksichtigt. Die Befragung ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Der Fehlerbereich beträgt bei einem Anteilswert von 40 Prozent rund +/- drei Prozentpunkte und bei einem Anteilswert von 10 Prozent rund +/-zwei Prozentpunkte. Das nächste bundesweite Politbarometer sendet das ZDF am Freitag, den 10. September 2021. Informationen zur Methodik der Umfrage
Bis zur Bundestagswahl müssen wir leider auf die Veröffentlichung der politischen Stimmung verzichten. Seit kurzem ist Briefwahl möglich, Befragte könnten daher schon jetzt Angaben zu ihrer Briefwahlentscheidung machen. Nach Auffassung des Bundeswahlleiters ist das bereits als Veröffentlichung von Wählerbefragungen zu werten, die nach § 32 Absatz 2 BWG vor 18 Uhr am Wahlsonntag verboten ist.

zum Seitenanfang

Seite zuletzt geändert am 03.09.2021 um 08:45 Uhr

zum Seitenanfang