Politbarometer März II 2004
ZDF Pressemitteilung - KW 12
Wenn jedoch am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, kämen auch längerfristige Überzeugungen und Bindungen an die Parteien sowie taktische Überlegungen der Wähler stärker zur Geltung. Dies berücksichtigt die Politbarometer-Projektion: Die SPD erhielte danach 29 Prozent (+1), die CDU/CSU käme auf 48 Prozent (-1), die Grünen auf 10 Prozent, die FDP auf 5 Prozent und die PDS auf 4 Prozent, die sonstigen Parteien erreichten dann zusammen 4 Prozent (alle unverändert). Damit käme die CDU/CSU im Bundestag in die Nähe der absoluten Mehrheit, selbst wenn die PDS über drei Direktmandate in den Bundestag einziehen würde.
Nach den Terroranschlägen in Madrid befürchten 51 Prozent der Befragten, dass es auch in Deutschland zu Anschlägen kommen wird, 48 Prozent gehen nicht von einer solchen Bedrohung aus. Dabei ist mit 46 Prozent die relative Mehrheit der Meinung, dass in Deutschland genug für den Schutz vor Terroranschlägen getan wird, 44 Prozent bezweifeln dies und 10 Prozent äußern sich hierzu nicht.
Kurz vor dem Sonderparteitag der SPD geht eine große Mehrheit davon aus, dass Gerhard Schröder für seine Politik keinen Rückhalt in der eigenen Partei hat: 83 Prozent aller Befragten glauben nicht, dass die SPD voll hinter der Politik des Kanzlers steht. Nur 13 Prozent meinen, dass die Partei seinen politischen Kurs befürwortet. Selbst die SPD-Anhänger teilen weitgehend diese Einschätzung: 79 Prozent gehen davon aus, dass Gerhard Schröder für seine Positionen der Rückhalt in der Partei fehlt, nur 19 Prozent der eigenen Anhänger glauben, dass die SPD inhaltlich hinter ihm steht.
Eher gedämpft sind auch die Erwartungen an den designierten Parteivorsitzenden Franz Müntefering. Während 24 Prozent der Befragten ihn für einen besseren Parteivorsitzenden als Schröder halten, sehen 35 Prozent keinen Unterschied zwischen dem zukünftigen und dem scheidenden Parteivorsitzenden. 6 Prozent sind der Meinung, Franz Müntefering wird als SPD-Chef schlechter sein als Gerhard Schröder und 35 Prozent erlauben sich hier kein Urteil. Die SPD-Anhänger sind in dieser Frage unentschieden: 31 Prozent sehen in Franz Müntefering die bessere Alternative, 33 Prozent können keinen Unterschied zwischen Müntefering und Schröder in der Position des Parteichefs ausmachen, 2 Prozent meinen, dass Müntefering der schlechtere Parteivorsitzende sein wird und 34 Prozent geben hierzu kein Urteil ab.
Skepsis herrscht darüber, ob die geplante neue Aufgabenverteilung zwischen Müntefering und Schröder die SPD aus der Krise führen wird, nur 28 Prozent aller Befragten erwarten dies, knapp zwei Drittel (63 Prozent) teilen diese Einschätzung aber nicht. Anders die SPD-Anhänger, von ihnen setzt mit 53 Prozent die Mehrheit auf einen positiven Schub aufgrund der Trennung von Parteivorsitz und Kanzleramt, 37 Prozent verneinen dies.
Mit Ausnahme von Wolfgang Clement gibt es für alle Regierungspolitiker in der Top-Ten leichte Imageverbesserungen. Weiterhin auf Platz eins mit 1,6 Joschka Fischer (März 1: 1,5), gefolgt von Wolfgang Clement, der sich mit 0,4 (März 1.: 0,5), leicht verschlechtert. Angela Merkel liegt mit 0,2 (März 1: 0,3) jetzt vor Edmund Stoiber, der mit 0,1 etwas schlechter als im Vormonat abschneidet (März 1: 0,3) und auf Rang vier kommt. Danach Friedrich Merz mit 0,1 (März 1: 0,2), vor Franz Müntefering mit minus 0,1 (März 1: minus 0,2). Einen Platz vorgerückt ist Gerhard Schröder mit minus 0,4 (März 1: minus 0,6). Leichte Einbußen für Roland Koch mit minus 0,6 (März 1: minus 0,4) und Guido Westerwelle mit minus 0,8 (März 1: minus 0,7). Auf dem letzten Platz wieder Ulla Schmidt mit minus 1,7 (März 1: minus 1,8).
Die Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten stehen seit zwei Wochen fest, und gestiegen ist seither auch die Bedeutung, die die Befragten der Besetzung des Amtes beimessen: 59 Prozent (März 1: 52 Prozent) halten es jetzt für wichtig, wer Bundespräsident wird. Dabei sprechen sich im direkten Vergleich 36 Prozent für Horst Köhler aus, 26 Prozent präferieren Gesine Schwan, 9 Prozent wünschen sich weder den einen noch die andere im höchsten Staatsamt und 4 Prozent ist es egal. 23 Prozent der Befragten kennen mindestens einen der Kandidaten nicht und 3 Prozent äußern sich hierzu nicht.
Vor einem Jahr begannen die Militäraktionen der USA im Irak. Die ablehnende Haltung der Deutschen hierzu hat sich seit Ende des Krieges nicht verändert. Auch aus heutiger Sicht befürworten nur 19 Prozent die Militäraktionen im Irak, 77 Prozent finden es nicht richtig, dass die USA und ihre Verbündeten militärisch gegen den Irak vorgegangen sind. Grund dafür sind auch die großen Zweifel, was die Chancen auf eine Befriedung der Region angeht. Nur 10 Prozent glauben, dass es im Mittleren Osten dauerhaft zu Frieden kommen wird, 88 Prozent erwarten dies nicht.
Die Umfragen zum Politbarometer wurden wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 15. bis 18. März 2004 unter 1.230 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Die Befragung ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in ganz Deutschland. Die Fehlertoleranz bei den großen Parteien beträgt 2,7 Prozentpunkte, bei den kleineren 1,4 Prozentpunkte.
Seite zuletzt geändert am 08.10.2012 um 11:05 Uhr