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Politbarometer Oktober II 2004

ZDF Pressemitteilung - KW 44

(Mainz, 29.10.04) Die CDU/CSU fällt in der politischen Stimmung weiter zurück: mit 38 Prozent (-3) erhält sie jetzt den schlechtesten Wert in den letzten zwei Jahren. Die SPD legt dagegen mit 33 Prozent (+3) noch einmal klar zu. Leichte Veränderungen gibt es bei den anderen Parteien: die Grünen kommen auf 13 Prozent (+1), die FDP auf 7 Prozent (+1) und die PDS auf 5 Prozent (-1).
Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, kämen längerfristige Überzeugungen und Bindungen an die Parteien sowie taktische Überlegungen der Wähler stärker zur Geltung. Dies berücksichtigt die Politbarometer-Projektion: Die SPD käme danach auf 30 Prozent (+2), die CDU/CSU auf 40 Prozent (-2), die Grünen erhielten unverändert 11 Prozent, die FDP 7 Prozent (+1), die PDS bliebe bei 6 Prozent und die sonstigen Parteien zusammen lägen bei 6 Prozent (-1). Damit hätte eine Koalition aus CDU/CSU und FDP keine Mehrheit mehr im Bundestag.
Bei der Bewertung der zehn wichtigsten Politiker kann sich vor allem Angela Merkel, die beim letzten Mal einen Einbruch erlebt hatte, wieder deutlich verbessern. Weiterhin auf Platz eins liegt Joschka Fischer mit einem Durchschnittswert auf der +5/-5-Skala von 1,8 (Okt. I: 1,6). Danach folgt auf Platz zwei Wolfgang Clement mit leicht verbesserten 0,6 (Okt. I: 0,5) jetzt vor Friedrich Merz mit 0,5 (Okt. I: 0,6). Konstant Gerhard Schröder mit 0,4, vor Angela Merkel auf Platz fünf, die mit 0,2 deutlich zulegen konnte (Okt. I: minus 0,3). Danach Franz Müntefering unverändert mit 0,0 und ebenso unverändert Edmund Stoiber mit minus 0,1. Leicht verbessert, aber auch weiterhin im Negativbereich Guido Westerwelle mit minus 0,4 (Okt. I: minus 0,6), gefolgt von Hans Eichel (Okt. I: minus 0,7) und Ulla Schmidt (Okt. I: minus 0,9) mit jeweils minus 0,8.
Sowohl Schröder (65 Prozent) als auch Merkel (74 Prozent) haben nach dem Eindruck der Mehrheit der Befragten ihre Partei in wichtigen politischen Fragen nicht voll hinter sich. Während aber bei der SPD zunehmend mehr Unterstützung der Partei für Schröders Kurs wahrgenommen wird (nach 16 Prozent im September glauben dies nun 27 Prozent), verschlechtert sich der Rückhalt Angela Merkels in der CDU nach Ansicht der Befragten weiter. Nur 21 Prozent (Sept.: 32 Prozent) gehen davon aus, dass die Partei sie inhaltlich voll unterstützt.
Etwas zurückhaltender wird auch die Aussicht für die Union mit einer Kanzlerkandidatin Merkel beurteilt. Dennoch traut ihr mit 32 Prozent eine relative Mehrheit zu, die Partei erfolgreich in die Bundestagswahl zu führen (Sept.: 35 Prozent). Auf einen Erfolg Stoibers setzen 25 Prozent (Sept.: 26 Prozent). Mit 18 Prozent sähen jetzt mehr Befragte (Sept.: 10 Prozent) lieber jemand anderen als Kandidaten, häufig ohne einen konkreten Namen zu nennen. Ein Viertel kann sich hier nicht festlegen. Bei den Anhängern der Union rechnen sich 38 Prozent mit Merkel die größeren Chancen bei der nächsten Bundestagswahl aus, 25 Prozent mit Stoiber. Für einen anderen Kandidaten sprechen sich 20 Prozent aus und 17 Prozent äußern sich nicht.
Weiterhin pessimistisch werden die Konjunkturaussichten eingeschätzt. Nur 17 Prozent glauben, dass die Wirtschaft in Schwung kommen wird, 38 Prozent befürchten eher einen Abwärtstrend und 43 Prozent rechnen mit keiner Veränderung. Pessimismus auch beim Thema Arbeitslosigkeit: 92 Prozent gehen nicht davon aus, dass dieses Problem in den nächsten Jahren in den Griff zu bekommen ist, nur 7 Prozent erwarten dies. Die größte Schuld an der hohen Arbeitslosigkeit hat für 39 Prozent die weltwirtschaftliche Lage, für 28 Prozent ist die Bundesregierung hierfür hauptsächlich verantwortlich und für 25 Prozent sind es die Unternehmen (weiß nicht: 8 Prozent).
Um Arbeitsplätze zu sichern, wären die meisten Berufstätigen bei der Arbeitszeit zu Zugeständnissen bereit: 77 Prozent würden für diesen Fall einer Verlängerung ihrer Arbeitszeit ohne mehr Lohn zustimmen, 19 Prozent lehnen dies ab (weiß nicht: 5 Prozent). Dagegen würden nur 45 Prozent in diesem Zusammenhang eine Lockerung des Kündigungsschutzes in Kauf nehmen, 48 Prozent aber nicht (weiß nicht: 7 Prozent).
Eine gemeinsame europäische Verfassung begrüßen 52 Prozent der Befragten, 20 Prozent meinen, es sollte sie nicht geben und 28 Prozent äußern sich hierzu nicht. Knapp drei Viertel (73 Prozent) wünschen sich dabei eine Volksabstimmung über die EU-Verfassung, für 22 Prozent sollte die Entscheidung bei Bundestag und Bundesrat liegen (weiß nicht: 5 Prozent).
Die Umfragen zum Politbarometer wurden wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 26.-28. Oktober 2004 unter 1239 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Die Befragung ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölke­rung in ganz Deutschland. Die Fehlertoleranz bei den großen Parteien beträgt 2,7 Prozentpunkte, bei den kleineren 1,4 Prozentpunkte.

Seite zuletzt geändert am 08.10.2012 um 11:05 Uhr

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