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Politbarometer Oktober I 2008

Finanzmarktkrise: große Verunsicherung, aber keine Panik
Stimmungsverluste für Regierungsparteien

(Mainz, 10.10.2008) Nach der Bayern-Wahl und mitten in der Finanzmarktkrise haben die Regierungsparteien deutliche Stimmungseinbußen hinzunehmen: Die CDU/CSU kommt jetzt auf 39 Prozent (minus 3) und die SPD auf 25 Prozent (minus 3). Deutlich zulegen kann hingegen die FDP, die jetzt 12 Prozent (plus 5) erreicht, während die Linke mit 11 Prozent ebenso unverändert bleibt wie die Grünen mit 8 Prozent.
Wenn schon am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, würden längerfristige Überzeugungen und Bindungen an die Parteien sowie koalitionstaktische Über-legungen eine größere Rolle spielen. Dies berücksichtigt die Politbarometer-Projektion: Die CDU/CSU käme danach auf 38 Prozent (minus 2), die SPD auf 25 Prozent (minus 1), die FDP erhielte 11 Prozent (plus 2), die Linke 12 Prozent (plus 1), die Grünen 8 Prozent (minus 1) und die sonstigen Parteien zusammen 6 Prozent (plus 1).
Bei der Frage, wen die Deutschen lieber als Bundeskanzler oder Bundeskanzlerin haben wollen, kann Angela Merkel ihren Vorsprung weiter ausbauen: Für sie sprechen sich jetzt 53 Prozent (im Vergleich zu September: plus 2) aus, für ihren Herausforderer Frank-Walter Steinmeier nur noch 31 Prozent (minus 5). Besonders deutlich ist dabei die Zustimmung für Steinmeier bei den SPD-Anhängern zurückgegangen. Hier kommt er jetzt nur noch auf 60 Prozent (minus 9). Von den CDU/CSU-Anhängern wünschen sich 88 Prozent (plus 2) Merkel als Kanzlerin.
Das Thema Finanzmarktkrise bestimmt aktuell die politische Agenda. Es wird von 49 Prozent aller Befragten als wichtigstes politisches Problem genannt und damit deutlich häufiger als die Arbeitslosigkeit, die mit 32 Prozent auf Platz zwei folgt. Dass aufgrund der Krise auf den Finanzmärkten das Bankensystem in Deutschland zusammenbrechen kann, glauben lediglich 22 Prozent, 41 Prozent glauben das nicht. Allerdings trauen sich dazu 37 Prozent kein Urteil zu.
Dass die Bundesregierung eine Garantie für die Spareinlagen und die Girokonten abgegeben hat, finden 72 Prozent richtig, 8 Prozent halten das für falsch. Auch bei dieser Frage trauen sich 20 Prozent kein Urteil zu. Trotz dieser Garantie halten nur 55 Prozent aller Befragten ihre persönlichen Spareinlagen und die Guthaben auf Girokonten für sicher; 37 Prozent bezeichnen diese als unsicher (weiß nicht bzw. trifft nicht zu 8 Prozent).
Neben den Sorgen um die eigenen Vermögenswerte sind die Deutschen auch deutlich pessimistischer geworden, was die allgemeine Entwicklung der Wirtschaftslage angeht. Meinten im September nur 36 Prozent, dass es mit der Wirtschaft in Deutschland eher abwärts geht, so sind es jetzt 55 Prozent. Eine Aufwärtsentwicklung sehen nur noch 7 Prozent (Sept.: 13 Prozent). Von einer gleichbleibenden Entwicklung gehen jetzt 35 Prozent aus (Sept.: 49 Prozent).
Die Finanzmarktkrise beeinträchtig das Ansehen des politischen Spitzenpersonals insgesamt: Trotz deutlicher Einbußen wird die Top Ten weiterhin von Bundeskanzlerin Merkel angeführt. Sie kommt auf der Skala von +5 bis -5 jetzt auf einen Durchschnittswert von 1,6 (Sept.: 2,2). Auf Platz zwei liegt mit ebenfalls großen Verlusten Außenminister Frank-Walter Steinmeier mit 1,5 (Sept.: 2,0). Es folgt Peer Steinbrück mit 1,2 (Sept.: 1,3). Wieder zu den zehn wichtigsten Politikern in Deutschland wird Franz Müntefering gerechnet, der jetzt auf 0,9 kommt (Sept.: 1,4). Es folgen Ursula von der Leyen mit jetzt 0,7 (Sept.: 1,0) und Guido Westerwelle mit unveränderten 0,3. Danach beginnt schon der Negativbereich: Günter Beckstein wird mit minus 0,4 (Sept.: 0,3) um einige Hundertstel besser bewertet als Kurt Beck ebenfalls mit minus 0,4 (Sept.: minus 0,2). Danach Gregor Gysi mit minus 1,0 (Sept.: minus 0,8) und Oskar Lafontaine mit minus 1,4 (Sept.: minus 1,2).
Die von der Bundesregierung geplante Grundgesetzänderung nach der die Bundeswehr im Innern nicht nur in Katastrophenfällen, sondern auch in anderen kritischen Situationen eingesetzt werden darf, wenn die Mittel der Polizei nicht ausreichen, findet bei 69 Prozent aller befragten Zustimmung, 28 Prozent lehnen sie ab. Mehrheitlich wird dieses Vorhaben von allen Parteianhänger-Gruppen unterstützt mit Ausnahme der der Grünen.
Die Umfragen zum Politbarometer wurden wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 07. bis 09. Oktober 2008 bei 1.276 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Die Befragung ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in ganz Deutschland. Die Fehlertoleranz bei den großen Parteien beträgt 2,7 Prozentpunkte, bei den kleineren 1,4 Prozentpunkte.

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Seite zuletzt geändert am 08.10.2012 um 11:05 Uhr

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