Politbarometer Januar I 2010
Mehrheit bescheinigt der Bundesregierung schlechten Start
Union legt zu, FDP verliert erneut
(Mainz, 15.01.2010) Zu Beginn des Jahres kann die CDU/CSU in der politischen Stimmung deutlich zulegen, nach 37 Prozent im Dezember kommt sie jetzt auf 41 Prozent. Einbußen hat hingegen die SPD, die aktuell 26 Prozent (minus 2) erreicht. Die FDP verliert zum zweiten Mal in Folge und liegt jetzt bei 9 Prozent (minus 1). Linke (9 Prozent) und Grüne (12 Prozent) bleiben im Vergleich zum Vormonat konstant.Forschungsgruppe Wahlen; Veränderungen zur KW 50 in Klammern
Wenn bereits am nächsten Sonntag gewählt würde, würden längerfristige Überzeugungen und Bindungen an die Parteien sowie koalitionstaktische Überlegungen eine etwas größere Rolle spielen. Dies berücksichtigt die Politbarometer-Projektion: Die CDU/CSU erhielte danach 36 Prozent (plus 1), die SPD unverändert 25 Prozent, die FDP käme auf 11 Prozent (minus 1), die Linke erneut auf 11 Prozent und die Grünen auf 12 Prozent (plus 1). Die sonstigen Parteien zusammen erreichten 5 Prozent (minus 1).Kritik am Führungsstil der Kanzlerin
Eine Mehrheit der Deutschen ist der Meinung, die schwarz-gelbe Bundesregierung habe einen schlechten Start hingelegt: 61 Prozent bezeichnen die Zusammenarbeit der Koalitionspartner in den ersten zwei Monaten als schlecht, nur knapp ein Drittel als gut (31 Prozent; weiß nicht: 8 Prozent). Lediglich die Anhänger der FDP stellen der Regierung ein eher positives Zeugnis aus (gut: 55 Prozent, schlecht: 41 Prozent), die CDU/CSU-Anhänger sind in dieser Frage gespalten (gut: 48 Prozent, schlecht: 48 Prozent) und die Anhänger aller Oppositionsparteien sehen mehrheitlich Defizite. Das anstehende Treffen der Koalitionsspitzen weckt in diesem Zusammenhang keine großen Hoffnungen: 44 Prozent rechnen danach mit einer Verbesserung bei der Zusammenarbeit der Regierung, 50 Prozent gehen nicht davon aus (weiß nicht: 6 Prozent).Dem Vorwurf, Kanzlerin Angela Merkel gebe zu wenig den Kurs in der Bundesregierung vor, stimmen 52 Prozent der Befragten zu, 37 Prozent sehen dies nicht so (weiß nicht: 11 Prozent). Dabei unterscheiden sich die Einschätzungen der Parteianhängerschaften deutlich. Während sich nur 37 Prozent der CDU/CSU-Anhänger und 37 Prozent der FDP-Anhänger der Kritik anschließen, teilen diese 64 Prozent der SPD-, 54 Prozent der Linken- und 62 Prozent der Grünen-Anhänger.Der Rückhalt Angela Merkels in der eigenen Partei wird von den meisten Befragten angezweifelt. Nur knapp ein Drittel (32 Prozent), und damit deutlich weniger als noch im Oktober letzten Jahres (49 Prozent), meint, die CDU stehe voll hinter der Politik der Kanzlerin, 57 Prozent (Okt. 09: 37 Prozent) verneinen dies (weiß nicht: 11 Prozent). Ähnlich ist die Einschätzung bei Horst Seehofer: Dass der CSU-Chef von der eigenen Partei voll unterstützt wird, sehen nur 31 Prozent so, 48 Prozent glauben dies nicht (weiß nicht: 21 Prozent). Beim neuen SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel gehen 36 Prozent davon aus, die SPD stehe voll hinter ihm, 40 Prozent sind gegenteiliger Meinung und 24 Prozent können das nicht beurteilen. Dagegen glaubt mit 72 Prozent eine klare Mehrheit, dass der FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle in seiner Partei vollen Rückhalt besitzt, 15 Prozent sind skeptisch (weiß nicht: 13 Prozent).Steuerentlastungen werden abgelehnt
Die im Koalitionsvertrag vorgesehenen Steuerentlastungen werden weiterhin sehr kritisch beurteilt. Nach 53 Prozent im Oktober und 58 Prozent im November letzten Jahres lehnen jetzt 64 Prozent aller Befragten steuerliche Entlastungen angesichts der hohen Verschuldung des Staates ab. Nur 31 Prozent sprechen sich dafür aus (Okt. 09: 42 Prozent; Nov. 09: 38 Prozent) und 5 Prozent äußern sich nicht.In der Diskussion über christlich-traditionelle Werte in der CDU meint eine Mehrheit aller Befragten (60 Prozent) und auch der CDU/CSU-Anhänger (62 Prozent), diese sollten in der Politik der Partei keine größere Rolle spielen. Dagegen wünschen sich 34 Prozent (CDU/CSU-Anhänger: 36 Prozent) einen größeren Einfluss (weiß nicht: 6 Prozent).Top Ten: Steinmeier verschlechtert
Auf Platz eins der nach Ansicht der Befragten wichtigsten Politikerinnen und Politiker liegt unverändert Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, er erreicht auf der Skala von +5 bis -5 einen verbesserten Durchschnittswert von 2,4 (Dez. 2,2). Platz zwei hält Bundeskanzlerin Angela Merkel, auch mit einem leichten Plus und einem Wert von 1,9 (Dez. 1,8). Danach folgen mit deutlichem Abstand Arbeitsministerin Ursula von der Leyen mit 1,3 (Dez. 1,3) und Wolfgang Schäuble mit 0,9 (Dez. 0,8) vor Sigmar Gabriel mit 0,5 (Dez. 0,7), Frank-Walter Steinmeier mit 0,5 (Dez. 0,8) und Philipp Rösler ebenfalls mit 0,5 (Dez. 0,5). Außenminister Guido Westerwelle wird aktuell mit 0,2 (Dez. 0,3) bewertet. Deutlich im Negativbereich bleiben Gregor Gysi mit minus 0,7 (Dez. minus 0,8) und Oskar Lafontaine mit minus 0,9 (Dez. minus 1,0).Die Umfragen zum Politbarometer wurden wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 12. bis 14. Januar 2010 bei 1.256 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Die Befragung ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in ganz Deutschland. Der Fehlerbereich beträgt bei einem Parteianteil von 40 Prozent rund +/- drei Prozentpunkte und bei einem Parteianteil von 10 Prozent rund +/- zwei Prozentpunkte. Das nächste Politbarometer sendet das ZDF am Freitag, den 29. Januar 2010.zum Seitenanfang