Politbarometer September I 2014
Mehrheit für schärfere Wirtschaftssanktionen gegen Russland - aber gegen mehr NATO-Truppen in Polen und im Baltikum
Fast drei Viertel der Bundesbürger (72 Prozent) machen sich große Sorgen über Putins aktuelle Politik (nicht so große Sorgen: 27 Prozent). Wenig Hoffnung verbinden die Befragten dabei mit dem Vorschlag, im Osten der Ukraine eine autonome Region zu schaffen: Nur 22 Prozent glauben, dass damit ein Ende der militärischen Auseinandersetzungen erreichbar wäre (glauben nicht: 68 Prozent).
Zwar meint eine Mehrheit von 52 Prozent, dass die russische Politik eine Bedrohung für die NATO-Länder Polen und die baltischen Staaten darstellt (keine Bedrohung: 37 Prozent), dennoch findet eine deutliche Verstärkung der Truppen durch die NATO zum Schutz dieser Länder nur bei 31 Prozent Unterstützung, 57 Prozent sprechen sich dagegen aus.
Lediglich 40 Prozent aller Befragten finden es richtig, dass Deutschland jetzt Waffen in den Irak liefert, damit sich die Kurden besser gegen den Terror des „Islamischen Staates“ (IS) wehren können. Eine Mehrheit von 55 Prozent lehnt dies weiter ab. Lediglich die Anhänger der CDU/CSU sprechen sich mehrheitlich (52 Prozent) für diese Waffenlieferungen aus, alle anderen Parteianhänger-Gruppen sind überwiegend dagegen. Vor zwei Wochen waren bei einer ähnlichen Fragestellung allerdings nur 27 Prozent für Waffenlieferungen.

Wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, käme die CDU/CSU auf 42 Prozent (plus 1) und die SPD auf unverändert 25 Prozent. Die Linke könnte mit 9 Prozent (unverändert) und die Grünen ebenfalls mit 9 Prozent (minus 1) rechnen. Die FDP bekäme jetzt nur noch 3 Prozent (minus 1) und die AfD 6 Prozent (plus 2). Die anderen Parteien zusammen erzielten 6 Prozent (minus 1). Neben Schwarz-Rot würde es damit auch für Schwarz-Grün reichen, während Rot-Rot-Grün keine Mehrheit zum Regieren hätte. Rechnerisch wäre auch eine Koalition aus CDU/CSU und AfD möglich.
Nur jeder Fünfte (21 Prozent) spricht sich dafür aus, dass sich die CDU/CSU langfristig für eine Zusammenarbeit mit der AfD öffnen soll, 62 Prozent sind dagegen. Besonders deutlich lehnen die Anhänger der CDU/CSU einen Öffnungskurs Richtung AfD ab: Nur 16 Prozent befürworten das, 73 Prozent sprechen sich dagegen aus.
Auch wenn jetzt 29 Prozent (August: 18 Prozent) glauben, dass die AfD langfristig erfolgreich sein wird, erwartet eine Mehrheit von 54 Prozent (August: 64 Prozent) das nicht. Lediglich die Anhänger der AfD sind da überwiegend (88 Prozent) optimistisch.
Nach ihrer Abwahl in Sachsen ist die FDP in keiner Landesregierung mehr vertreten. Auch im Bundestag und in vielen Landtagen ist sie an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert. Lediglich 27 Prozent glauben, dass sie sich bis zur nächsten Bundestagswahl so weit erholen wird, dass sie den Einzug in den Bundestag wieder schafft, 67 Prozent glauben das nicht.
Weiterhin führt Bundeskanzlerin Angela Merkel die Liste der nach Ansicht der Befragten wichtigsten zehn Politiker/innen an. Sie erreicht jetzt auf der Skala von +5 bis -5 einen geringfügig verschlechterten Durchschnittswert von 2,5 (Aug.: 2,6). Auf Platz zwei liegt Frank-Walter Steinmeier mit ebenfalls etwas verschlechterten 1,9 (Aug.: 2,1). Danach folgen Wolfgang Schäuble mit unveränderten 1,8, Sigmar Gabriel mit nur noch 1,1 (Aug.: 1,3), Thomas de Maizière mit unveränderten 0,9, Peer Steinbrück mit 0,8 (Aug.: 0,9), Ursula von der Leyen mit deutlich schlechteren 0,6 (Aug.: 0,9), Gregor Gysi mit 0,3 (Aug.: 0,4) und Andrea Nahles mit unveränderten 0,3. Schlusslicht bleibt Horst Seehofer mit 0,2 (unverändert).
Informationen zur Umfrage
Seite zuletzt geändert am 05.09.2014 um 10:37 Uhr