Politbarometer Juli I 2015
Nur 10 Prozent meinen, es hätte weitere Zugeständnisse an Griechenland geben sollen - Deutsche erwarten Niederlage der griechischen Regierung beim Referendum
Die nächste Rate der Hilfsgelder an Griechenland hätte nur ausgezahlt werden können, wenn sich die Gläubiger mit Griechenland über die geforderten Reformmaßnahmen geeinigt hätten. Dass die EU bei diesen Verhandlungen mehr Zugeständnisse an Griechenland hätte machen sollen, meinen nur 10 Prozent aller Befragten. 85 Prozent hätten weitergehende Zugeständnisse als falsch empfunden. Forderungen nach mehr Zugeständnissen sind bei den Anhängern der Linke (28 Prozent), der SPD (18 Prozent) und den Grünen (15 Prozent) am häufigsten vertreten. Anhänger von CDU/CSU (4 Prozent) und der AfD (3 Prozent) sehen das deutlich seltener so.
Jetzt sollen die Griechen darüber abstimmen, ob sie die von den Gläubigern vorgelegten Vorschläge gutheißen. Dabei erwartet eine klare Mehrheit der Deutschen (57 Prozent) keine Unterstützung für die Position der griechischen Regierung, die eine Ablehnung der Reformmaßnahmen empfiehlt. Nur 32 Prozent gehen davon aus, dass sich die Mehrheit der Griechen hinter die eigene Regierung stellen wird.
Fast genau wie vor drei Wochen, erwarten 27 Prozent einen (sehr) starken ökonomischen Schaden für Deutschland falls Griechenland bankrottgeht, 67 Prozent gehen von einem nicht so starken oder überhaupt keinem wirtschaftlichen Schaden für Deutschland aus.
Trotz aller aktuellen Probleme meint eine Mehrheit (64 Prozent), dass der Euro langfristig eine erfolgreiche Währung sein wird. Lediglich 31 Prozent sehen das nicht so. Ähnlich viele (29 Prozent) sehen in der momentanen Euro-Krise eine Gefahr für den Fortbestand der Europäischen Union, 67 Prozent sehen diese Gefahr nicht.
Politische Krisenzeiten führen zu einer erhöhten Wahrnehmung von Spitzenpolitikern. In dieser Woche konnten sich die meisten bei ihrem Imagewert verbessern: Weiterhin führt Bundeskanzlerin Angela Merkel die Liste der nach Ansicht der Befragten wichtigsten zehn Politiker/innen an. Sie erreicht jetzt auf der Skala von +5 bis -5 einen Durchschnittswert von 2,3 (Juni: 2,2). Auf Platz zwei vorgerückt ist Wolfgang Schäuble mit 2,2 (Juni: 1,9) vor Frank-Walter Steinmeier mit unveränderten 2,0. Mit Abstand folgen Sigmar Gabriel mit verbesserten 1,1 (Juni: 0,8), Manuela Schwesig mit 0,9 (Juni: 0,7), Thomas de Maizière mit deutlich verbesserten 0,7 (Juni: 0,3), Gregor Gysi mit 0,6 (Juni: 0,7), Ursula von der Leyen mit 0,5 (Juni: 0,6), Andrea Nahles mit 0,2 (Juni: 0,1) und Horst Seehofer mit unveränderten 0,0.

Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, käme die CDU/CSU auf 41 Prozent (unverändert), die SPD auf 26 Prozent (plus 1) und die Linke auf 9 Prozent (minus 1). Die Grünen könnten 11 Prozent, die FDP 4 Prozent und die AfD ebenfalls 4 Prozent erreichen (alle unverändert). Die anderen Parteien erzielten zusammen unverändert 5 Prozent. Neben Schwarz-Rot würde es damit weiterhin auch für Schwarz-Grün reichen. In einem dann weiterhin Vier-Parteien-Parlament hätte Rot-Rot-Grün ebenfalls eine klare Mehrheit.
Unmittelbar vor dem AfD-Parteitag, der eine Entscheidung im Streit um Führungspersonen und programmatische Positionen bringen soll, ist eine deutliche Mehrheit (63 Prozent) der Deutschen der Auffassung, dass sich die AfD nicht genügend von rechtsextremen Inhalten und Mitgliedern abgrenzt, lediglich 12 Prozent gehen hier von einer ausreichenden Distanzierung aus.
Nach den Anschlägen islamistischer Terroristen in der vergangenen Woche meinen 75 Prozent aller Befragten, dass deutsche Urlauber Angst um ihre Sicherheit in beliebten arabischen Urlaubsländern wie Ägypten, Tunesien und Marokko haben müssen, 21 Prozent sehen das nicht so. Ähnlich wie nach den Anschlägen in Paris im Januar befürchten 70 Prozent, dass es in nächster Zeit auch Anschläge islamistischer Terroristen in Deutschland geben wird, 27 Prozent befürchten das nicht.
Informationen zur Umfrage
Seite zuletzt geändert am 03.07.2015 um 10:29 Uhr