Politbarometer November II 2018
Kramp-Karrenbauer baut Vorsprung auf Merz bei Unions-Anhängern aus – Mehrheit für grundlegende Änderungen bei Hartz IV
Zwar entscheiden nur die Delegierten des Parteitags, wer an die Spitze der CDU gewählt wird, bei dieser Entscheidung dürfte aber auch die Akzeptanz in der Bevölkerung und vor allem in der Unions-Anhängerschaft eine wesentliche Rolle spielen: im Vergleich zu vor zwei Wochen kann Annegret Kramp-Karrenbauer bei den Unions-Anhängern mit 38 Prozent (plus 3) ihren Vorsprung auf Friedrich Merz mit 29 Prozent (minus 4) ausbauen. Jens Spahn bleibt mit nur 6 Prozent (minus 1) deutlich abgeschlagen. 12 Prozent der Unions-Anhänger ist es egal, wer CDU-Vorsitzende(r) wird und weitere 15 Prozent können oder wollen diese Frage nicht beantworten.
Die Chancen, beim Wähler für die CDU zu punkten, hängen wesentlich vom Image der jeweiligen Kandidaten ab. Dabei führt Annegret Kramp-Karrenbauer bei den Dimensionen „glaubwürdig“ (30 Prozent) und „sympathisch“ (34 Prozent) klar vor Friedrich Merz mit 16 Prozent bzw. 15 Prozent (kein Unterschied: 31 Prozent bzw. 26 Prozent). Besonders deutlich ist ihr Vorsprung (33 Prozent) aber, wenn es darum geht, wer „eher die Interessen der normalen Bürger vertritt“ (Merz: 9 Prozent; kein Unterschied: 28 Prozent). Merz hingegen wird mehr Sachverstand (28 Prozent) zugeschrieben als Kramp-Karrenbauer (16 Prozent; kein Unterschied: 25 Prozent). Jens Spahn liegt bei allen vier Dimensionen des Profils deutlich abgeschlagen auf Platz drei (mit Werten jeweils zwischen 5 Prozent und 8 Prozent).
Die Ergebnisse der Landtagswahlen und die davon ausgelösten personellen Entwicklungen haben auch Auswirkungen auf die Top Ten. So werden inzwischen einer der Vorsitzenden der Grünen, Robert Habeck, sowie die Bewerber um den CDU-Vorsitz, Annegret Kramp-Karrenbauer und Friedrich Merz, von den Befragten zu den zehn wichtigsten Politikern/innen gerechnet. Ausgeschieden sind hingegen Sahra Wagenknecht, Ursula von der Leyen und Markus Söder. Die beste Bewertung der nach Meinung der Befragten zehn wichtigsten Politikerinnen und Politiker erhält weiterhin Wolfgang Schäuble. Er erreicht auf der Skala von +5 bis -5 einen unveränderten Durchschnittswert von 1,8. Neu auf Platz zwei mit 1,5 liegt Robert Habeck, den aber eine Mehrheit (59 Prozent) nicht gut genug kennt, um ihn zu bewerten. Danach folgen Angela Merkel mit 1,1 (Nov.I: 1,2), Olaf Scholz mit 1,0 (Nov.I: 0,9), Annegret Kramp-Karrenbauer ebenfalls mit 1,0, Heiko Maas mit unveränderten 0,5, Christian Lindner mit 0,4 (Nov.I: 0,1) und Friedrich Merz mit 0,3. Weiter im Negativbereich befinden sich Andrea Nahles mit unveränderten minus 0,3 und Horst Seehofer, der trotz verbesserter minus 1,3 (Nov.I: minus 1,7) Schlusslicht bleibt.
Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, käme die CDU/CSU auf 27 Prozent und die SPD auf 14 Prozent, was beides unverändert die niedrigsten bisherigen Projektionswerte im Politbarometer sind. Weiter auf hohem Niveau blieben die Grünen mit unveränderten 22 Prozent, die AfD könnte wieder auf 16 Prozent zulegen (plus 2). Die FDP käme auf 8 Prozent (minus 1), die Linke auf unveränderte 9 Prozent und die anderen Parteien zusammen auf 4 Prozent (minus 1). Damit hätte eine Koalition aus CDU/CSU und Grünen eine denkbar knappe parlamentarische Mehrheit.
Die anhaltende Schwäche der SPD führt immer wieder zu Diskussionen über die programmatische Orientierung der Sozialdemokraten. Dass linke Positionen in der SPD zukünftig eine größere Rolle spielen sollen, meinen 45 Prozent aller Befragten und sogar 61 Prozent der SPD-Anhänger. Dass sich da programmatisch nicht viel ändern sollte, sagen 23 Prozent bzw. 22 Prozent. Und 22 Prozent aller Befragten sowie 13 Prozent der SPD-Anhänger meinen, dass linke Positionen zukünftig von geringerer Bedeutung sein sollten.
In der Programmdiskussion der SPD geht es seit Jahren auch um die Agenda 2010 und Hartz IV. 49 Prozent aller Befragten sind der Meinung, dass bei Hartz IV grundlegende Änderungen notwendig sind, 34 Prozent halten kleinere Änderungen für ausreichend und 11 Prozent sprechen sich gegen jede Veränderung aus.
Dass Großbritannien aus der EU ausscheidet, halten nur 15 Prozent für die EU langfristig eher für gut, 70 Prozent halten das eher für schlecht. Allerdings befürchten nur 23 Prozent, dass der Brexit Deutschland wirtschaftlich (sehr) stark schadet, 70 Prozent glauben das nicht.
Informationen zur Umfrage
Seite zuletzt geändert am 23.11.2018 um 10:11 Uhr