Politbarometer September II 2018
Große Koalition ohne Mehrheit – Union und SPD auf Rekordtief
Deutliche Mehrheit gegen wirtschaftliche Hilfen für die Türkei

Nach dem ersten deutlichen Einbruch im Juli, als sich die Regierungskrise an Bundesinnenminister Seehofers geplanten Grenzzurückweisungen entzündete, ist die Zufriedenheit mit der Bundesregierung jetzt noch stärker in den Negativbereich gerutscht. Sie erhält für ihre Arbeit momentan auf der Skala von +5 bis -5 einen Durchschnittswert von minus 0,4. Die am vergangenen Wochenende im zweiten Anlauf gefundene Einigung zwischen den Koalitionsparteien, den bisherigen Verfassungsschutzpräsidenten zu einem Sonderbeauftragen im Bundesinnenministerium zu machen, wird von 23 Prozent als eine gute und von 70 Prozent als eine schlechte Lösung bezeichnet (Rest zu 100 Prozent hier und im Folgenden jeweils „weiß nicht“).
55 Prozent aller Befragten sind der Meinung, dass der CSU-Vorsitzende und Bundesinnenminister Horst Seehofer die Hauptschuld an der jüngsten schweren Krise in der Bundesregierung trägt, 13 Prozent bzw. 12 Prozent sehen die Hauptschuld bei Angela Merkel bzw. Andrea Nahles.
23 Prozent meinen, dass Merkel in den letzten Wochen Führungsstärke gezeigt hat, 71 Prozent sehen das nicht so. Auch 57 Prozent der Unionsanhänger stellen hier eher Führungsdefizite fest. Allerdings geben 55 Prozent (Mitte Sept.: 60 Prozent) aller Befragten an, dass Merkel ihre Arbeit als Bundeskanzlerin eher gut macht, 42 Prozent (Mitte Sept.: 37 Prozent) sagen „eher schlecht“. Bei den Anhängern der CDU/CSU äußern 82 Prozent Zufriedenheit und 16 Prozent Unzufriedenheit.
Dass Andrea Nahles ihre Arbeit als SPD-Vorsitzende eher gut macht, sagen 46 Prozent, fast ebenso viele (44 Prozent) sind entgegengesetzter Meinung. Bei den SPD-Anhängern geben 61 Prozent ein positives Urteil und 34 Prozent ein negatives ab.
Die beste Bewertung der nach Meinung der Befragten zehn wichtigsten Politikerinnen und Politiker erhält weiterhin Wolfgang Schäuble. Er erreicht auf der Skala von +5 bis -5 einen unveränderten Durchschnittswert von 1,8. Danach folgen mit 0,9 (Sept. I: 1,2) jetzt Olaf Scholz, vor Angela Merkel mit nur noch 0,7 (Sept. I: 1,2), Christian Lindner mit 0,4 (Sept. I: 0,3), Heiko Maas mit 0,3 (Sept. I: 0,8), Sahra Wagenknecht mit 0,2 (Sept. I: 0,1) und Ursula von der Leyen mit 0,1 (Sept. I: 0,2). Im Negativbereich befinden sich Andrea Nahles mit minus 0,1 (Sept. I: 0,2) und der wieder neu in den Top Ten vertretene Markus Söder mit minus 0,8. Am Ende der Liste liegt mit seinem bisher schlechtesten Wert Horst Seehofer, er kommt nur noch auf minus 1,5 (Sept. I: minus 0,9).
Die Demokratie in der Türkei unter Erdogan sehen 89 Prozent als (sehr) gefährdet an, nur 7 Prozent sehen da keine oder eine nicht so große Gefahr. Vor diesem Hintergrund sprechen sich nur 28 Prozent aller Befragten dafür aus, der Türkei jetzt wirtschaftlich zu helfen, 66 Prozent sind dagegen.
Die Katholische Kirche in Deutschland hat in dieser Woche eine Studie über sexuellen Missbrauch in ihren Einrichtungen vorgelegt. Dennoch meinen 83 Prozent, dass die Katholische Kirche zur Aufklärung von sexuellem Missbrauch zu wenig tut und nur 9 Prozent halten das für ausreichend.
Informationen zur Umfrage
Seite zuletzt geändert am 28.09.2018 um 10:23 Uhr