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Politbarometer September I 2019

Klare Mehrheit erwartet Fortsetzung der Koalition bis 2021 – Parteiübergreifende Ablehnung der AfD

(Mainz, 05.09.2019) Obwohl die Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg deutliche Veränderungen der dortigen Machtverhältnisse gebracht haben, wollen deutschlandweit die meisten Befragten eher wenig Veränderung auf Bundesebene: Nach den Ergebnissen vom vergangenen Sonntag sagen jetzt mehr Befragte (62 Prozent) als vor vier Wochen (50 Prozent), dass die Bundesregierung aus CDU/CSU und SPD ihre Arbeit eher gut macht, 33 Prozent (August: 43 Prozent) äußern ihre Unzufriedenheit (Rest zu 100 Prozent hier und im Folgenden jeweils „weiß nicht“).
Zudem gehen jetzt 72 Prozent (Juni: 60 Prozent) aller Befragten davon aus, dass die amtierende Bundesregierung bis zum Ende der Legislaturperiode im Amt bleiben wird, während 22 Prozent (Juni: 34 Prozent) einen vorzeitigen Koalitionsbruch erwarten. Ähnlich viele (73 Prozent) finden es auch gut (nicht gut: 24 Prozent), dass Bundeskanzlerin Angela Merkel bis 2021 im Amt bleiben will – darunter besonders viele Anhänger der Union (88 Prozent) und der Grünen (85 Prozent), aber auch Mehrheiten der Anhänger von FDP, SPD und Linken. Lediglich eine klare Mehrheit der AfD-Anhänger (75 Prozent) findet das nicht gut.
Kurs der SPD
Nicht erst seit den Wahlen vom vergangenen Wochenende ist eine Änderung der programmatischen Ausrichtung der SPD im Gespräch. Dass in Zukunft linke Positionen in der SPD eine größere Rolle spielen sollen, meinen 44 Prozent aller Befragten und 45 Prozent der SPD-Anhänger. Keine größeren Änderungen wollen 25 Prozent bzw. 32 Prozent. Dass weniger linke Positionen den Kurs der SPD prägen, wünschen sich 21 Prozent in der Gesamtheit und 16 Prozent in der SPD-Anhängerschaft. Während 50 Prozent aller Befragten glauben, dass es für die SPD am besten wäre, wenn sie jetzt in die Opposition ginge, sehen das nur 45 Prozent der SPD-Anhänger so. Dort spricht sich eine knappe Mehrheit von 52 Prozent (alle: 42 Prozent) für einen Verbleib in der Koalition aus.
Breite und entschiedene Ablehnung der AfD
Die parteiübergreifende Ablehnung der AfD nimmt weiter zu. So sind sich die Anhänger aller anderen Parteien in ihrem extrem negativen Urteil über die AfD weitgehend einig und bewerten diese Partei auf der Skala von minus 5 bis plus 5 mit Durchschnittswerten zwischen minus 4,7 (Grüne) und minus 3,8 (Union), während umgekehrt die AfD-Anhänger ihrer Partei sehr gute 3,6 geben. Diese deutliche Ablehnung der AfD geht bei 80 Prozent aller Befragten mit dem Eindruck einher, dass rechtsextremes Gedankengut in der AfD sehr weit oder weit verbreitet ist. Nur 15 Prozent aller Befragten und 73 Prozent der AfD-Anhänger sehen das nicht so.
Zukunft der CDU und AKK
Dass Annegret Kramp-Karrenbauer die CDU erfolgreich in die Zukunft führt, glauben nur 19 Prozent und 71 Prozent bezweifeln das. Auch unter den Unions-Anhängern erwarten nur 34 Prozent eine erfolgreiche Führung und 57 Prozent trauen ihr das nicht zu.
Projektion Bundestagswahl
Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, käme die Union auf unveränderte 28 Prozent, die SPD auf 15 Prozent (plus 2), die AfD auf 13 Prozent (unverändert), die FDP auf 6 Prozent (minus 1), die Linke auf 7 Prozent (unverändert) und die Grünen auf 24 Prozent (minus 1). Die anderen Parteien zusammen lägen bei unverändert 7 Prozent. Damit hätte eine Koalition aus CDU/CSU und Grünen weiterhin als einziges Zweier-Bündnis eine klare Mehrheit.
Top Ten:
Wenn es um die Beurteilung nach Sympathie und Leistung geht („Was halten Sie von?“), liegt Angela Merkel auf der Skala von +5 bis -5 weiter auf Platz eins: Sie erhält jetzt einen verbesserten Durchschnittswert von 1,7 (Aug: 1,5). Danach folgt Robert Habeck mit 1,5 (Aug: 1,4), vor Heiko Maas mit 0,9 (Aug: 1,0), Olaf Scholz mit 0,9 (Aug: 0,8), Jens Spahn mit unverändert 0,3, Christian Lindner mit 0,0 (Aug: 0,1) und Markus Söder mit 0,0 (Aug: 0,1). Leicht im Negativbereich befinden sich Ursula von der Leyen mit minus 0,1 (Aug: minus 0,3), Annegret Kramp-Karrenbauer mit minus 0,2 (Aug: minus 0,4) und Horst Seehofer mit minus 0,5 (Aug: minus 0,6).
Brexit und die Folgen
Weiterhin ist unklar, wie es in Großbritannien mit dem Brexit weitergeht. Die meisten der Befragten in Deutschland (59 Prozent) erwarten, dass das Austrittsdatum ein weiteres Mal verschoben wird, 5 Prozent gehen immer noch von einem geordneten Austritt aus und 30 Prozent rechnen mit einem ungeordneten Brexit, also ohne einen entsprechenden Vertrag. Sollte es zu so einem ungeordneten Austritt von Großbritannien kommen, befürchten 59 Prozent sehr große oder große Probleme in der EU. Lediglich 34 Prozent sind da nicht so pessimistisch.

Informationen zu der Umfrage

Die Umfrage zum Politbarometer wurde wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 2. bis 4. September 2019 bei 1.270 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Dabei werden sowohl Festnetz- als auch Mobilfunknummern berücksichtigt. Die Befragung ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Der Fehlerbereich beträgt bei einem Anteilswert von 40 Prozent rund +/- drei Prozentpunkte und bei einem Anteilswert von 10 Prozent rund +/- zwei Prozentpunkte. Daten zur politischen Stimmung der Bundestagswahl: CDU/CSU: 29 Prozent, SPD: 19 Prozent, AfD: 9 Prozent, FDP: 6 Prozent, Linke: 6 Prozent, Grüne: 27 Prozent. Das nächste Politbarometer sendet das ZDF am Freitag, den 27. September 2019. Weitere Informationen zur Methodik der Umfrage

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Seite zuletzt geändert am 05.09.2019 um 09:52 Uhr

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