Politbarometer November I 2020
Mehrheit: Teil-Shutdown kann Corona-Anstieg wirksam begrenzen – CDU/CSU-Kanzlerkandidatur: Nur Söder gilt mehrheitlich als kanzlerfähig
Seit Anfang der Woche gibt es in Deutschland einen Shutdown-light, bei dem insbesondere Geschäfte, Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen anders als im Frühjahr nicht geschlossen sind. Eine Mehrheit von 55 Prozent glaubt, dass die aktuell geltenden Corona-Schutzmaßnahmen den Anstieg der Corona-Infektionen bei uns wirksam begrenzen werden. 43 Prozent bezweifeln das. Dabei sprechen sich 26 Prozent für weitergehende Maßnahmen aus, 58 Prozent finden die geltenden Bestimmungen gerade richtig und 14 Prozent halten sie für übertrieben.
Dass sie die Corona-Krise – aus welchen Gründen auch immer – sehr stark belastet, sagen 12 Prozent der Befragten, 35 Prozent fühlen sich stark belastet, 43 Prozent berichten von einer nicht so starken Belastung und 10 Prozent beeinträchtigt das alles überhaupt nicht. Offensichtlich spielen dabei finanzielle Faktoren nicht die Hauptrolle: Lediglich 8 Prozent aller Befragten sagen, dass sich durch Corona ihre wirtschaftliche Situation sehr stark oder stark verschlechtert hat, 19 Prozent geben eine nicht so starke Verschlechterung an und 72 Prozent haben nach eigenen Angaben überhaupt keine finanzielle Beeinträchtigung durch die Krise.
Ähnlich wie im September finden 86 Prozent aller Befragten die Proteste gegen die geltenden Corona-Maßnahmen nicht gut, 12 Prozent befürworten sie. Im Gegensatz zur geringen Unterstützung bei den Anhängern von CDU/CSU (5 Prozent), SPD (7 Prozent) und Grünen (3 Prozent) finden 54 Prozent aller AfD-Anhänger diese Proteste gut (FDP-Anhänger: 18 Prozent; Linke-Anhänger: 15 Prozent). Für den Fall, dass sich die Teilnehmer von Demonstrationen nicht an die Corona-Auflagen wie Maskenpflicht und Abstandsregelungen halten, plädieren 87 Prozent für eine umgehende Auflösung der Demonstrationen durch die Polizei, 10 Prozent sprechen sich dagegen aus.
Ganz allgemein sind die Deutschen aber weiterhin sehr optimistisch: So glauben 85 Prozent (Ende Oktober: 81 Prozent) aller Befragten, dass Deutschland in den nächsten Monaten eher gut durch die Corona-Pandemie kommen wird. Pessimistisch sind nur 13 Prozent (Ende Oktober: 15 Prozent).
Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, ergäben sich im Vergleich zu vor drei Wochen einige Veränderungen: Die Union käme jetzt auf 37 Prozent (minus 1), die SPD auf 16 Prozent (plus 1), die AfD auf 9 Prozent (unverändert), die FDP auf 5 Prozent (unverändert), die Linke auf 7 Prozent (minus 1) und die Grünen auf 20 Prozent (unverändert). Die anderen Parteien zusammen lägen bei 6 Prozent (plus 1). Damit hätte eine Koalition aus CDU/CSU und Grünen ebenso eine Mehrheit wie eine aus CDU/CSU und SPD. Nicht reichen würde es für Grün-Rot-Rot.
Bei der Beurteilung nach Sympathie und Leistung („Was halten Sie von?“) liegt Angela Merkel weiter klar auf Platz eins. Auf der Skala von +5 bis -5 erhält sie einen Durchschnittswert von 2,8. (Okt. II: 2,6). Es folgen auf Platz zwei Jens Spahn mit 1,9 (Okt. II: 1,5), Olaf Scholz mit 1,8 (Okt. II: 1,3), Markus Söder mit 1,7 (Okt. II: 1,6), Heiko Maas mit 1,6 (Okt. II: 1,2), Robert Habeck mit 1,2 (Okt. II: 1,2), Armin Laschet mit 0,9 (Okt. II: 0,6), Annalena Baerbock mit 0,8 (Okt. II: 0,7) und Horst Seehofer mit 0,6 (Okt. II: 0,3). Schlusslicht ist weiter Friedrich Merz mit minus 0,1 (Okt. II: minus 0,1).
Auf die Frage, welchem Unionspolitiker man die Befähigung zum Amt des Bundeskanzlers zuspricht, meint lediglich bei Markus Söder eine Mehrheit von 58 Prozent, dass er Kanzler kann (kann er nicht: 35 Prozent). Allen anderen möglichen Kanzlerkandidaten traut das jeweils eine Mehrheit der Deutschen nicht zu: Jens Spahn (ja: 37 Prozent; nein: 56 Prozent), Friedrich Merz (ja: 30 Prozent; nein: 60 Prozent), Armin Laschet (ja: 27 Prozent; nein: 59 Prozent), Norbert Röttgen (ja: 25 Prozent; nein: 52 Prozent).
Dass der neu gewählte US-Präsident Joe Biden seine Sache eher gut machen wird, meinen 90 Prozent (macht er nicht: 4 Prozent). Ähnlich viele (85 Prozent) erwarten, dass sich jetzt die deutsch-amerikanischen Beziehungen verbessern werden, 13 Prozent glauben, dass sich da nicht viel ändern wird und niemand geht von einer Verschlechterung aus.
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Seite zuletzt geändert am 13.11.2020 um 08:19 Uhr