Politbarometer November II 2023
Deutliche Mehrheit für unveränderte Schuldenbremse - Leistungsbeurteilung: Scholz mit persönlichem Negativrekord
Die im Grundgesetz verankerte Schuldenbremse sieht vor, dass der Staat nur in außergewöhnlichen Notsituationen in größerem Umfang neue Schulden machen darf. Für eine Lockerung dieser Schuldenbremse sprechen sich 35 Prozent aus, 61 Prozent wollen sie unverändert erhalten. Allerdings fällt das Votum in Abhängigkeit von der Parteinähe der Befragten sehr unterschiedlich aus: Während die Anhänger der Grünen (67 Prozent), der Linke (58 Prozent) und der SPD (55 Prozent) mehrheitlich für eine Lockerung der Schuldenbremse sind, sehen das nur Minderheiten bei den Anhängern der FDP (31 Prozent), der CDU/CSU (20 Prozent) und der AfD (14 Prozent) so.
Die fehlenden Milliarden verschärfen die Spannungen in der Koalition weiter. Inzwischen sagen 82 Prozent, dass das Verhältnis von SPD, Grünen und FDP in der Bundesregierung eher schlecht ist (eher gut: 11 Prozent). Offen ist, wer sich mit welchen Positionen durchsetzen kann. Dass es der FDP gelingen wird, jetzt Kürzungen im Sozialbereich zu erreichen, glauben 21 Prozent. 73 Prozent erwarten das nicht. Und dass es den Grünen gelingen wird, Kürzungen beim Klimaschutz weitgehend zu vermeiden, meinen nur 27 Prozent, 68 Prozent sehen das nicht.
Die Arbeit der Bundesregierung wird weiterhin sehr kritisch gesehen: nur 35 Prozent sagen, sie macht ihre Arbeit alles in allem gut, 60 Prozent fällen ein negatives Urteil. Die Unzufriedenheit trifft dabei vor allem die SPD und den Bundeskanzler. Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, käme die SPD auf 15 Prozent (minus 1), die CDU/CSU auf 31 Prozent (plus 1). Die Grünen würden 15 Prozent (unverändert) erreichen, die FDP käme auf 5 Prozent (unverändert), die AfD mit 22 Prozent (plus 1) auf ihren bisher höchsten Projektionswert und die Linke auf 4 Prozent (unverändert). Die anderen Parteien lägen zusammen bei 8 Prozent (minus 1), darunter keine Partei, die mindestens drei Prozent erzielen würde. Bei einem solchen Ergebnis hätte die Ampelkoalition weiterhin keine parlamentarische Mehrheit. Von den politisch realistischen Bündnissen würde es aber reichen für eine Zweier-Koalition aus CDU/CSU und SPD oder CDU/CSU und Grüne.
Bei der Beurteilung von Politikerinnen und Politikern nach Sympathie und Leistung („Was halten Sie von?“) liegt Verteidigungsminister Boris Pistorius weiter unangefochten auf Platz eins. Er wird auf der Skala von +5 bis -5 mit einem Durchschnittswert von 1,8 (Nov. I: 1,6) eingestuft. Auf Platz zwei folgt mit sehr großem Abstand Markus Söder mit 0,1 (Nov. I: 0,1), danach kommen Annalena Baerbock mit minus 0,2 (Nov. I: minus 0,3), Robert Habeck mit minus 0,3, (Nov. I: 0,0), Karl Lauterbach mit minus 0,4 (Nov. I: minus 0,3), Olaf Scholz mit minus 0,4 (Nov. I: minus 0,1), Friedrich Merz auch er mit minus 0,4 (Nov. I: minus 0,2) und Christian Lindner mit minus 0,5 (Nov. I: minus 0,2). Noch deutlicher im Negativbereich liegen Sahra Wagenknecht mit minus 1,3 (Nov. I: minus 1,4) und vor allem Alice Weidel mit minus 2,6 (Nov. I: minus 2,6).
Auch wenn die Militäraktion Israels im Gazastreifen in den beiden letzten Wochen deutlich vorangekommen ist, hat das kaum zu Einstellungsänderungen bei den Deutschen geführt: Weiterhin hält die Hälfte (50 Prozent) das militärische Vorgehen Israels im Gazastreifen für gerechtfertigt, 33 Prozent sehen das nicht so. Wenig geändert hat sich aber auch an der Skepsis über den Erfolg: Nur 22 Prozent glauben, dass es Israel gelingen wird, die Hamas so stark zu schwächen, dass von ihr keine Gefahr mehr für Israel ausgeht (wird nicht gelingen: 65 Prozent).
Zwar hat durch den Krieg im Nahen Osten der Krieg in der Ukraine etwas an Aufmerksamkeit verloren, die Meinungen in der deutschen Bevölkerung haben sich dadurch aber nicht verändert: Ähnlich wie im Juni meinen jetzt 39 Prozent, dass der Westen die Ukraine wie bisher militärisch unterstützen sollte, 29 Prozent sind für ein stärkeres Engagement und 26 Prozent wollen dieses verringern. Fast unverändert sprechen sich 52 Prozent dafür aus, die Ukraine in den nächsten Jahren in die EU aufzunehmen, 40 Prozent sind dagegen.
Informationen zur Umfrage
Seite zuletzt geändert am 24.11.2023 um 14:21 Uhr