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Politbarometer September II 2015

Flüchtlingskrise: Fast zwei Drittel sehen Zusammenhalt in der EU gefährdet – Top Ten: Deutliche Einbußen für Merkel

(Mainz, 25.09.2015) Nach 55 Prozent vor zwei Wochen sind jetzt 63 Prozent der Meinung, die Flüchtlingskrise gefährde den Zusammenhalt in der EU sehr stark oder stark. Für zusammen 34 Prozent (Sept. I: 42 Prozent) trifft dies nicht so stark oder gar nicht zu (Rest zu 100 Prozent hier und im Folgenden jeweils „weiß nicht“). Einzelne EU-Länder, darunter auch Deutschland, haben im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise wieder Kontrollen an ihren Grenzen eingeführt. Mit 78 Prozent begrüßt eine klare Mehrheit diese Maßnahmen, nur 19 Prozent finden diese Kontrollen an EU-Binnengrenzen schlecht.
Mehrheit glaubt, dass Deutschland die vielen Flüchtlinge verkraften kann
Mit 57 Prozent (Sept. I: 62 Prozent) sind weiterhin die meisten Befragten der Meinung, Deutschland könne die große Zahl an Flüchtlingen, die zurzeit zu uns kommen, verkraften. 40 Prozent (Sept. I: 35 Prozent) glauben das nicht. Alles in allem finden 24 Prozent (Sept. I: 17 Prozent), dass für Flüchtlinge und Asylbewerber in Deutschland zu viel getan wird. 49 Prozent (Sept. I: 57 Prozent) halten das Engagement für gerade richtig und 21 Prozent (Sept. I: 21 Prozent) meinen, dass nicht genug getan wird. Auf lange Sicht erwarten 21 Prozent, dass die vielen Flüchtlinge eher Vorteile für Deutschland bringen, 29 Prozent rechnen eher mit Nachteilen und 47 Prozent sehen Vor- und Nachteile gleichermaßen.
Flüchtlingspolitik: Nur jeder Zweite zufrieden mit Merkel
Während fast drei Viertel (73 Prozent) der Befragten der Bundeskanzlerin insgesamt gute Arbeit bescheinigen (schlecht: 23 Prozent), fällt das Urteil zu ihrer Flüchtlingspolitik eher gespalten aus: 50 Prozent sind der Meinung, Merkel mache im Bereich Flüchtlinge und Asyl ihre Sache gut, 43 Prozent stellen ihr ein schlechtes Zeugnis aus. Von den CDU/CSU-Anhängern sind hier 68 Prozent zufrieden mit der Arbeit der Kanzlerin, 27 Prozent sind unzufrieden.
TOP TEN: Merkel fällt mit deutlichen Einbußen zurück auf Platz vier
Die Liste der zehn wichtigsten Politikerinnen und Politiker wurde von den Befragten Anfang September neu bestimmt. Hinzugekommen ist danach Wolfgang Bosbach und ausgeschieden Sahra Wagenknecht. Im Vergleich zur Vorumfrage werden die meisten Politiker jetzt schlechter bewertet, so auch Wolfgang Schäuble, der auf der Skala von +5 bis -5 mit einem Durchschnittswert von 2,1 (Sept. I: 2,4) die Liste erneut anführt. Trotz leichter Verluste ist Frank-Walter Steinmeier mit 2,0 (Sept. I: 2,1) auf Platz zwei aufgerückt, gefolgt von Neuzugang Wolfgang Bosbach mit 1,9. Deutliche Verluste hat Angela Merkel, die mit ebenfalls 1,9 (Sept. I: 2,4) bei Unterschieden im Hundertstelbereich nur noch Platz vier einnimmt. Das ist ihr schlechtester Wert in dieser Legislaturperiode. Danach Sigmar Gabriel mit 1,1 (Sept. I: 1,3) und Manuela Schwesig mit 1,0 (Sept. I: 0,9). Thomas de Maizière wird mit 0,6 (Sept. I: 0,7) bewertet, Ursula von der Leyen auch mit 0,6 (Sept. I: 0,8) und Gregor Gysi kommt auf 0,5 (Sept. I: 0,4). Am Ende der Rangliste steht Horst Seehofer mit unveränderten 0,2.
Projektion: Union verliert – Linke und AfD legen zu
Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, müsste die CDU/CSU einen Punkt abgeben auf 41 Prozent und die SPD käme unverändert auf 26 Prozent. Die Linke könnte sich auf 9 Prozent (plus 1) verbessern, die Grünen blieben bei 10 Prozent und die FDP erreichte unverändert 4 Prozent. Die AfD könnte zum zweiten Mal in Folge zulegen und mit 5 Prozent (plus 1) rechnen. Die anderen Parteien erzielten zusammen 5 Prozent (minus 1). Neben einer großen Koalition würde es damit auch für CDU/CSU und Grüne sowie rechnerisch für CDU/CSU und AfD reichen. Eine Koalition aus SPD, Linke und Grüne hätte dagegen keine Mehrheit.
Abgas-Skandal: Gut die Hälfte erwartet dauerhaften Schaden für VW
54 Prozent gehen davon aus, dass die Manipulation von VW bei den Abgaswerten von Dieselfahrzeugen dem Unternehmen dauerhaft schaden wird, 44 Prozent glauben das nicht. Dabei ist das Vertrauen in die Angaben von Autoherstellern generell nicht sehr groß: 76 Prozent sind der Meinung, dass bei Abgaswerten sehr häufig oder häufig Falschangaben gemacht werden, nur für 17 Prozent kommt das nicht so häufig oder fast nie vor.
25 Jahre Deutsche Einheit: Zwischen West und Ost überwiegen die Gemeinsamkeiten
Nach 26 Prozent vor zwanzig Jahren, 40 Prozent vor zehn Jahren und 43 Prozent vor fünf Jahren sagen jetzt 55 Prozent, und damit erstmals eine Mehrheit, dass zwischen dem Westen und dem Osten Deutschlands die Gemeinsamkeiten überwiegen. Diese Einschätzung wird in den alten (56 Prozent) und den neuen (50 Prozent) Bundesländern geteilt. Für zusammen 41 Prozent stehen dagegen weiterhin die Unterschiede im Vordergrund. Insgesamt 64 Prozent halten die Probleme der Wiedervereinigung größtenteils für gelöst (nicht gelöst: 34 Prozent), darunter 66 Prozent der Befragten im Westen und 53 Prozent der Befragten im Osten.

Informationen zur Umfrage

Die Umfrage zum Politbarometer wurde wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 22. bis 24. September 2015 bei 1.225 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Die Befragung ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Der Fehlerbereich beträgt bei einem Parteianteil von 40 Prozent rund +/- drei Prozentpunkte und bei einem Parteianteil von 10 Prozent rund +/- zwei Prozentpunkte. Daten zur politischen Stimmung: CDU/CSU: 43 Prozent, SPD: 27 Prozent, Linke: 9 Prozent, Grüne: 10 Prozent, FDP: 3 Prozent, AfD: 5 Prozent. Das nächste Politbarometer sendet das ZDF am Freitag, den 9. Oktober 2015. Weitere Informationen zur Methodik der Umfrage

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Seite zuletzt geändert am 29.09.2015 um 13:28 Uhr

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