Politbarometer-Extra Brandenburg und Thüringen September I 2014
SPD kann sich in beiden Ländern den Koalitionspartner aussuchen
FDP droht erneut das parlamentarische Aus – AfD bleibt im Aufwind
(Mainz, 04.09.2014) Gut eine Woche vor den Landtagswahlen in Brandenburg und Thüringen zeichnet sich ab, dass sich die SPD in Brandenburg aussuchen kann, wer mit ihr regiert und in Thüringen, unter welchem Ministerpräsidenten sie in die Regierung eintritt.Wenn schon am nächsten Sonntag gewählt würde, dann ergäben sich jetzt die folgenden Projektionswerte für die Parteien:Projektion Brandenburg:
SPD: 33 Prozent, Linke: 21 Prozent, CDU: 25 Prozent, Grüne: 6 Prozent, AfD: 8 Prozent, Andere zusammen: 7 Prozent, darunter auch die FDP.
(Wahl 2009: SPD: 33,0%, Linke: 27,2%, CDU: 19,8%, FDP: 7,2%, Grüne: 5,7%, Sonstige zusammen: 7,1%). Damit kann sich die SPD aussuchen, ob sie die Koalition mit der Linken fortsetzt oder mit der CDU regiert.Projektion Thüringen:
CDU: 36 Prozent; Linke: 26 Prozent; SPD: 16 Prozent, Grüne: 6 Prozent, AfD: 8 Prozent, Andere zusammen: 8 Prozent, darunter auch die FDP.
(Wahl 2009: CDU: 31,2%, Linke: 27,4%, SPD: 18,5%, FDP: 7,6%; Grüne: 6,2%, Sonstige zusammen: 9,1%). Damit hätte zurzeit in Thüringen nur eine Koalition aus CDU und SPD oder eine Koalition aus Linke, SPD und Grünen eine Mehrheit.Diese Projektionswerte, bei denen auch die statistischen Fehlerbereiche von Umfragen zu berücksichtigen sind, geben lediglich die Situation für die Parteien in dieser Woche wieder und stellen keine Prognose für den Wahlausgang am 14. September dar. Vor dem Hintergrund der in den neuen Bundesländern nur sehr schwach ausgeprägten Bindungen an die Parteien sind auch kurzfristig noch deutliche Veränderungen möglich. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass insbesondere bei Landtagswahlen sehr starke Mobilisierungseffekte in den verschiedenen Wählerlagern auch noch in der Woche vor der Wahl stattfinden können. Das kann gerade angesichts der zu erwartenden relativ niedrigen Wahlbeteiligung von großer Bedeutung sein. Zurzeit wissen in Brandenburg und in Thüringen jeweils 38 Prozent noch nicht sicher, ob und wen sie wählen wollen.In Brandenburg liegt Amtsinhaber Dietmar Woidke (SPD) bei der Frage nach dem gewünschten Ministerpräsidenten mit sehr deutlichem Vorsprung vor seinen beiden Herausforderern. Vor die Wahl gestellt, ob man ihn oder Michael Schierack (CDU) lieber als MP will, sprechen sich 59 Prozent für Woidke und nur 12 Prozent für Schierack aus. In der Konfrontation mit Christian Görke (Linke) fällt der Vorsprung von Woidke mit 59 Prozent zu 8 Prozent sogar noch etwas deutlicher aus (Differenzen zu 100 Prozent hier und im Folgenden „weiß nicht“ bzw. „kenne ich nicht“). Auffällig ist hierbei, dass selbst eine knappe Mehrheit (43 Prozent) der CDU-Anhänger dem SPD-Spitzenkandidaten den Vorzug gibt und nur 36 Prozent ihren eigenen Kandidaten bevorzugen. Gleiches gilt für die Anhänger der Linken, die sich zu 54 Prozent für Woidke und nur zu 26 Prozent für den Spitzenkandidaten ihrer Partei aussprechen. Bei der Einstufung auf der +5/-5-Skala erhält Dietmar Woidtke einen sehr guten Wert von 2,3. Christian Görke kommt auf 1,2 und Michael Schierack nur auf 0,5.Von der Gesamtheit aller Befragten in Brandenburg wird eine Koalition aus SPD und CDU häufiger befürwortet (48 Prozent „gut“ und 31 Prozent „schlecht“) als eine aus SPD und Linke (40 Prozent „gut“ und 36 Prozent „schlecht“), wobei die SPD-Anhänger beiden Koalitionsmodellen ähnlich positiv gegenüberstehen.In Thüringen fällt der Zuspruch bei der MP-Frage für die Amtsinhaberin etwas schwächer aus als in Brandenburg: Christine Lieberknecht (CDU) bevorzugen 52 Prozent im Vergleich mit Bodo Ramelow (Linke), der auf 34 Prozent kommt. Im Vergleich zu Heike Taubert (SPD) verringert sich Lieberknechts Vorsprung auf 45 Prozent zu 34 Prozent. Auffällig ist hier, dass die Ministerpräsidentin mit 0,8 auf der +5/-5-Skala lediglich einen bescheiden positiven Wert erhält, der damit nicht viel besser als der von Bodo Ramelow (0,6) ausfällt. Heike Taubert hingegen wird mit 1,1 deutlich besser bewertet.In Thüringen findet lediglich eine Koalition aus CDU und SPD eine mehrheitliche Zustimmung („gut“: 46 Prozent; „schlecht“: 34 Prozent). Alle anderen Koalitionsmodelle werden mehrheitlich als „schlecht“ bewertet; insbesondere auch eine aktuell ebenfalls rechnerisch mögliche Koalition aus Linke, SPD und Grünen, die nur 26 Prozent als „gut“ bewerten, aber 54 Prozent als „schlecht“. Informationen zu den Umfragen
Die Umfragen zu diesen beiden Politbarometer-Extra wurden wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 1. bis 3. September 2014 unter 1.012 (Brandenburg) bzw. 1.002 (Thüringen) zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Die Befragung ist jeweils repräsentativ für die dortige wahlberechtigte Bevölkerung. Der Fehlerbereich beträgt bei einem Parteianteil von 40 Prozent gut +/- drei Prozentpunkte und bei einem Parteianteil von 10 Prozent gut +/- zwei Prozentpunkte.