Politbarometer Extra - Hamburg
Deutliche Mehrheit für Rot-Grün, CDU stürzt ab.
Klares Votum für Olaf Scholz als Ersten Bürgermeister
(Mainz, 1.12.2010) Unmittelbar nach dem Scheitern der schwarz-grünen Koalition in Hamburg zeichnet sich dort ein eindeutiger Machtwechsel ab. Wenn schon am Sonntag gewählt würde, dann käme in der Politbarometer-Projektion die CDU nur noch auf 22 Prozent, die SPD könnte mit 41 Prozent rechnen, die Grünen kämen auf 21 Prozent, die Linke auf 7 Prozent, die FDP auf 4 Prozent und die sonstigen Parteien zusammen auf 5 Prozent.Forschungsgruppe Wahlen; Politbarometer Extra Hamburg KW 48/2010
Bei der letzten Wahl im Februar 2008 hatte die CDU 42,6% erhalten, die SPD 34,1%, die Grünen 9,6%, die Linke 6,4%, die FDP 4,8% und die Sonstigen zusammen 2,5%.Damit zeigt sich ein weiteres Mal, dass eine moderne Großstadt wie Hamburg durch eine große Volatilität gekennzeichnet ist, die sehr viel Bewegung in kurzer Zeit möglich werden lässt. Das war in Hamburg auch schon in der Vergangenheit zu beobachten und macht deutlich, dass bis zu einer voraussichtlichen Neuwahl am 20. Februar 2011 noch größere Veränderungen dieses Befundes möglich sind, der jetzt sehr stark vom Ende der schwarz-grünen Koalition geprägt ist.Nach der nun anstehenden Bürgerschaftswahl wünschen sich die meisten Hamburger eine Koalition aus SPD und Grünen. Ein solches Bündnis würden 59 Prozent gut finden, 26 Prozent schlecht und 13 Prozent wäre es egal. Eine Koalition aus CDU und SPD fänden 41 Prozent gut und 41 Prozent schlecht (egal: 16 Prozent), ein rot-rot-grünes Bündnis fände die Unterstützung von 23 Prozent und würde von 62 Prozent abgelehnt (egal: 13 Prozent), eine Koalition aus CDU und FDP fänden 17 Prozent gut und 66 Prozent schlecht (egal: 14 Prozent). Die geringste Unterstützung findet das gerade gescheiterte schwarz-grüne Modell, das nur 13 Prozent wollen, aber 71 Prozent ablehnen (egal: 13 Prozent; Rest zu 100 Prozent jeweils "weiß nicht"):Die deutlichen Veränderungen der Parteianteile im Vergleich zur letzten Bürgerschaftswahl 2008 hängen vor allem mit den als desaströs empfundenen Leistungen des Senats zusammen. Auf der Skala von plus fünf bis minus fünf erhält der bisherige Senat aus CDU und Grüne eine durchschnittliche Beurteilung von minus 1,1. Das ist die schlechteste Leistungsbeurteilung einer Regierung in einem Bundesland, die die Forschungsgruppe Wahlen vor einer Wahl jemals gemessen hat. Im Einzelnen erhält die CDU im Senat eine Bewertung von minus 1,0 und die Grünen eine von minus 0,7. Die SPD in der Opposition wird allerdings mit 0,4 auch nur verhalten positiv bewertet, die Linke gar mit minus 1,6 beurteilt. Vergleicht man diese Bewertungen mit den aktuellen Projektionswerten der Parteien, dann zeigt sich auch hier wieder, dass Erfolge wie Misserfolge eines Regierungsbündnisses in erster Linie dem größeren Koalitionspartner zugerechnet werden.Aber auch die Spitzenvertreter der bisherigen Koalition erhalten sehr schlechte persönliche Bewertungen. Der seit kurzem als Nachfolger von Ole von Beust im Amt befindliche Erste Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) bekommt auf der +5/-5-Skala nur einen Durchschnittswert von minus 0,8, aber auch Christa Goetsch von den Grünen wird nur mit minus 0,4 bewertet. Der SPD-Spitzenkandidat, Olaf Scholz, hingegen erhält mit 1,3 eine deutlich positive Note.Bei der Frage, wen man lieber als Ersten Bürgermeister nach der Wahl hätte, führt Olaf Scholz mit 58 Prozent sehr deutlich vor dem Amtsinhaber Christoph Ahlhaus, der nur auf 20 Prozent kommt (keinen von beiden: 9 Prozent, kenne nicht/weiß nicht: 13 Prozent).Dass es jetzt zu vorgezogenen Neuwahlen in Hamburg kommt, finden 82 Prozent gut, darunter Mehrheiten in allen Parteianhänger-Gruppen, und nur 14 Prozent finden das nicht gut (weiß nicht: 4 Prozent).Informationen zur Umfrage
Die Umfrage zu diesem Politbarometer Extra in Hamburg wurde wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 29. und 30. November 2010 bei 1.006 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Dabei wurde auch das neue Wahlrecht in Hamburg berücksichtigt. Die Befragung ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Hamburg. Der Fehlerbereich beträgt bei einem Parteianteil von 40 Prozent rund +/- drei Prozentpunkte und bei einem Parteianteil von 10 Prozent rund +/- zwei Prozentpunkte. Das nächste Politbarometer sendet das ZDF am Freitag, den 3. Dezember 2010.zum Seitenanfang