Politbarometer September IV 2017
Regierungsbildung: Mehrheit fände „Jamaika“-Koalition gut
Zwei Drittel unzufrieden mit Ausgang der Bundestagswahl
Die Ankündigung der SPD, nach ihrem schlechten Abschneiden in die Opposition gehen zu wollen, begrüßen 63 Prozent aller Befragten, darunter auch 72 Prozent der SPD-Anhänger. Nur 29 Prozent halten das für keine gute Entscheidung (SPD-Anhänger: 23 Prozent). 65 Prozent glauben, die Oppositionsrolle zu übernehmen, wird der SPD langfristig nutzen, 22 Prozent meinen, das wird ihr schaden. In den eigenen Reihen gehen sogar 78 Prozent davon aus, die SPD werde vom Gang in die Opposition profitieren, negative Auswirkungen befürchten nur 15 Prozent der SPD-Anhänger.
Wenn am nächsten Sonntag bereits wieder gewählt würde, dann wäre das Ergebnis dem der Wahl vom vergangenen Sonntag recht ähnlich: Die CDU/CSU käme dann auf 32 Prozent und die SPD auf 21 Prozent. Die AfD erreichte 12 Prozent, die FDP 10 Prozent, die Linke ebenfalls 10 Prozent und die Grünen erhielten 11 Prozent. Die anderen Parteien lägen zusammen bei 4 Prozent.
Auch nach dem Einzug der AfD in den Bundestag bezweifeln knapp drei Viertel (72 Prozent) der Befragten, dass die Partei langfristig erfolgreich sein wird, nur 23 Prozent prognostizieren ihr einen dauerhaften Erfolg. Die eigenen Anhänger sind hier gespalten, 47 Prozent meinen, die AfD werde sich etablieren, 44 Prozent sind skeptisch. Der Forderung, dass es keine Zusammenarbeit der anderen Parteien mit der AfD geben soll, schließen sich 60 Prozent an, 35 Prozent halten das für falsch, darunter 85 Prozent der AfD-Anhänger.
Auf der Liste der nach Meinung der Befragten zehn wichtigsten Politikerinnen und Politiker können sich nach der Wahl vor allem die Spitzenpolitiker der kleineren Parteien verbessern. Auf Platz eins liegt weiterhin Angela Merkel mit einer Durchschnittsnote von 2,0 (hier und im Folgenden Vergleichswert in Klammern aus Sept. III: 1,9) auf der Skala von +5 bis -5. Den zweiten Platz besetzt erneut Wolfgang Schäuble mit 1,9 (1,7). Auf Platz drei kann Christian Lindner vorrücken, der mit 1,4 (0,9) ein deutliches Plus verzeichnet. Danach Cem Özdemir mit 1,3 (1,1), auch er in Rang und Note verbessert. Es folgen Sigmar Gabriel, ebenfalls mit 1,3 (1,5) und Thomas de Maizière mit 0,9 (1,0). Martin Schulz kommt auf 0,7 (1,1), er verschlechtert sich klar und fällt drei Plätze zurück. Zulegen kann dagegen Sahra Wagenknecht mit 0,4 (minus 0,1), sie rückt vom letzten auf den achten Platz auf. Dann Ursula von der Leyen, die auch mit 0,4 (0,3) bewertet wird und neues Schlusslicht ist Horst Seehofer mit 0,1 (0,4).
Nachdem vor zwei Jahren erstmals eine Mehrheit (September 2015: 55 Prozent) der Meinung war, zwischen dem Westen und dem Osten Deutschlands überwiegen die Gemeinsamkeiten, stehen für 50 Prozent jetzt wieder die Unterschiede im Vordergrund und nur für 45 Prozent das Gemeinsame. Mit 45 Prozent (Sept. 2015: 64 Prozent) halten zudem deutlich weniger Befragte als noch vor zwei Jahren die Probleme der Wiedervereinigung größtenteils für gelöst. 51 Prozent sehen hier aktuell Defizite (Sep. 2015: 34 Prozent), darunter 50 Prozent der Befragten in den alten und 57 Prozent in den neuen Bundesländern.
Informationen zur Umfrage
Seite zuletzt geändert am 29.09.2017 um 10:36 Uhr