Politbarometer April II 2018
US-Strafzölle: Mehrheit befürchtet großen Schaden für deutsche Wirtschaft – SPD unter Nahles: Zweifel an erfolgreicher Führung
Zwischen dem momentanen Zustand der deutsch-amerikanischen Beziehungen und der Bedeutung, die ihnen zukommt, herrscht nach Meinung der Befragten eine große Diskrepanz: Nur 34 Prozent bezeichnen das Verhältnis zwischen den beiden Staaten als gut, eine Mehrheit von 62 Prozent hält es für schlecht. Dabei betonen 92 Prozent der Deutschen die Wichtigkeit guter Beziehungen zu den USA, lediglich 7 Prozent sehen das anders. Zudem bezweifeln mit 85 Prozent jetzt noch deutlich mehr als vor einem knappen Jahr (Jun. I 2017: 69 Prozent), dass die USA unter Präsident Trump ein verlässlicher Partner sind, wenn es um die Sicherheit Europas geht. Nur 12 Prozent (Jun. I 2017: 25 Prozent) vertrauen darauf.
Der Forderung des französischen Präsidenten Macron nach einer deutlich engeren Kooperation auf EU-Ebene schließen sich 88 Prozent der Befragten grundsätzlich an. 10 Prozent wollen das nicht, darunter 32 Prozent der AfD-Anhänger. Vor allem in den Bereichen Außenpolitik (88 Prozent), Flüchtlingspolitik (88 Prozent) und Verteidigung (83 Prozent) spricht sich ein Großteil der Deutschen für „mehr Europa“ aus. In der Finanzpolitik fällt die Zustimmung etwas verhaltener aus, hier sind 62 Prozent für eine viel engere Verzahnung innerhalb der EU, 32 Prozent sind dagegen.
Die meisten Befragten sehen in puncto Konfliktlösung für Syrien Defizite auf Seiten der EU: 64 Prozent halten die Anstrengungen der Staatengemeinschaft im Syrien-Friedensprozess für nicht ausreichend, 27 Prozent meinen, die EU setze sich dafür genug ein.
Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, könnte die Union zulegen auf 34 Prozent (plus 1) und die SPD auf 20 Prozent (plus 1). Die AfD bliebe unverändert bei 13 Prozent, die FDP würde sich erneut verschlechtern auf 7 Prozent (minus 1), die Linke könnte sich verbessern auf 10 Prozent (plus 1) und die Grünen müssten einen Punkt abgeben auf 13 Prozent. Die anderen Parteien lägen zusammen bei 3 Prozent (minus 1). Wie bisher hätte damit neben einer großen Koalition nur ein Jamaika-Bündnis aus CDU/CSU, FDP und Grünen eine parlamentarische Mehrheit.
Auf der Liste der nach Meinung der Befragten zehn wichtigsten Politikerinnen und Politiker erhält erneut Wolfgang Schäuble die beste Bewertung mit einem unveränderten Durchschnittswert von 1,9 auf der Skala von +5 bis -5. Danach kommen Sigmar Gabriel mit 1,3 (Apr. I: 1,3), Angela Merkel mit 1,3 (Apr. I: 1,1), Olaf Scholz mit 1,0 (Apr. I: 1,1) und Heiko Maas mit 0,9 (Apr. I: 0,7). Mit deutlichem Abstand folgen in der unteren Hälfte der Liste, bei jeweils recht ähnlichen Einstufungen, Andrea Nahles mit 0,3 (Apr. I: 0,2), Ursula von der Leyen mit 0,3 (Apr. I: 0,3), Sahra Wagenknecht mit 0,2 (Apr. I: 0,3) und Christian Lindner mit 0,2 (Apr. I: 0,2). Horst Seehofer liegt bei 0,1 (Apr. I: 0,1) und ist damit erneut Schlusslicht.
Am Wochenende wurde Andrea Nahles zur neuen SPD-Parteivorsitzenden gewählt. 39 Prozent aller Befragten und 52 Prozent der SPD-Anhänger glauben, dass sie die Richtige für dieses Amt ist. Insgesamt 40 Prozent und 33 Prozent in den eigenen Reihen sind gegenteiliger Meinung. Gut ein Drittel (34 Prozent) der Befragten erwartet, dass die neue Vorsitzende die Partei erfolgreich in die Zukunft führen wird, 52 Prozent trauen ihr das nicht zu. Die SPD-Anhänger sehen das tendenziell anders, für 49 Prozent wird Nahles die Partei auf Erfolgskurs bringen, 37 Prozent bezweifeln das. Ähnlich unterschiedlich fallen die Einschätzungen hinsichtlich einer Erneuerung der Partei aus: Während fast zwei Drittel (64 Prozent) aller Befragten davon ausgehen, dass es der SPD nicht gelingen wird, sich als Partei in der Großen Koalition zu erneuern (gelingt: 31 Prozent), sind 55 Prozent der SPD-Anhänger der Meinung, die Partei werde das schaffen, 41 Prozent sind skeptisch.
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Seite zuletzt geändert am 27.04.2018 um 10:28 Uhr